Der politische Massenstreik und die Gewerkschaften. Rede am 1. Oktober 1910 in Hagen in der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes
Parteigenossen und Parteigenossinnen! Werte Anwesende!
Ich muß gestehen, daß ich nicht minder als Sie überrascht war, als ich hier in der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Metallarbeiterverbandes mehrere uniformierte Vertreter unserer Obrigkeit auf Erden erblickt habe. Ich habe erfahren, daß außer den paar hochgestellten Herren, die in diesem Raume weilen, auch noch eine ansehnliche Anzahl von Kommissaren und Schutzleuten in der nächstliegenden Wache aufgestapelt worden ist. (Bewegung.) Parteigenossen und werte Anwesende! Ich muß gestehen, daß auf mich diese Überraschung anders gewirkt hat als auf Sie. Nicht mit Entrüstung habe ich sie aufgenommen, sondern es ist ein wundervolles Gefühl der Sicherheit über mich gekommen. (Ironisches „Bravo!“)
Parteigenossen! Sie sind hier in Hagen wohl noch nicht soweit in der preußischen Kultur wie wir in Berlin; ich komme aus der Hauptstadt Berlin, und es gibt einen Stadtteil in Berlin, der Moabit heißt. Wir haben dort gelernt, Parteigenossen: Wo man Sicherheit und Ordnung bewahren will, da ist die preußische Polizei direkt unentbehrlich. (Lachen.) Verehrte Anwesende! Erst nachdem ich die Nachricht bekommen habe, daß unser Versammlungslokal so ausgiebig vom polizeilichen Schutz gesegnet worden ist, bin ich ganz ruhig, daß wir mit heilen Nasen, Ohren und Augen und sonstigen Körperteilen den Saal verlassen können. (Lachen.) Ich muß Ihnen gestehen, daß ich anscheinend eine ganz besondere Anziehungskraft für die Polizei besitze. (Heiterkeit.) Ich muß gestehen, daß ich jedesmal eine gewisse Freude und als Referentin auch eine gewisse Dankbarkeit empfinde gegenüber der löblichen Polizei. Ich muß Ihnen sagen, gerade die Anwesenheit dieser Herren mit ihren behelmten Häuptern gibt der Sache eine gewisse Spitze. („Sehr gut!“) Und heute ist gerade