Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 2, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2004, S. 93

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Fast alle bisherigen Schriften und Äußerungen des internationalen Sozialismus über die Frage des Massenstreiks datieren aus der Zeit vor der russischen Revolution, dem ersten geschichtlichen Experiment mit diesem Kampfmittel auf größter Skala. Daher erklärt sich auch, daß sie meistenteils antiquiert sind. In ihrer Auffassung stehen sie wesentlich auf demselben Standpunkt wie Friedrich Engels, der 1873 in seiner Kritik der bakunistischen Revolutionsmacherei in Spanien schrieb:

„Der allgemeine Strike ist im bakunistischen Programm der Hebel, der zur Einleitung der sozialen Revolution angesetzt wird. Eines schönen Morgens legen alle Arbeiter aller Gewerke eines Landes oder gar der ganzen Welt die Arbeit nieder und zwingen dadurch in längstens vier Wochen die besitzenden Klassen, entweder zu Kreuz zu kriechen oder auf die Arbeiter loszuschlagen, so daß diese dann das Recht haben, sich zu verteidigen und bei dieser Gelegenheit die ganze alte Gesellschaft über den Haufen zu werfen. Der Vorschlag ist weit entfernt davon, neu zu sein; französische und nach ihnen belgische Sozialisten haben seit 1848 dies Paradepferd stark geritten, das aber ursprünglich englischer Race ist. Während der auf die Krise von 1837 folgenden raschen und heftigen Entwicklung des Chartismus unter den englischen Arbeitern war schon 1839 der ‚heilige Monat‘ gepredigt worden, die Arbeitseinstellung auf nationalem Maßstab (siehe Engels, „Lage der arbeitenden Klasse“, zweite Auflage, Seite 234 <Friedrich Engels: Die Lage der arbeitenden Klasse in England. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Bd. 2, Berlin 1970,

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[1] Grundlage für die Edition dieser Arbeit ist der 1906 erschienene Manuskriptdruck. Ergänzungen in der ebenfalls 1906 erschienenen 1. Auflage sind in Fußnoten beigefügt, die Auslassungen durch eckige Klammern kenntlich gemacht.