Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands vom 18. bis 24. September 1910 in Magdeburg
[1]I Antrag zum politischen Massenstreik
[2]Der Parteitag erklärt in völliger Übereinstimmung mit dem jüngsten preußischen Parteitag[3], dessen Auffassung durch die Lehren der Wahlrechtskämpfe dieses Frühjahrs[4] vollauf bestätigt worden ist, daß der Wahlrechtskampf in Preußen nur durch eine große, entschlossene Massenaktion des arbeitenden Volkes zum Siege geführt werden kann, wobei alle Mittel, darunter auch der politische Massenstreik, nötigenfalls zur Anwendung gebracht werden müssen. Angesichts dessen erklärt der Parteitag für notwendig, im Hinblick auf die künftige Wiederaufnahme der Wahlrechtskampagne die Erörterung und Propagierung des Massenstreiks in der Parteipresse und in Versammlungen in die Wege zu leiten und so in den breitesten Schichten des Proletariats das Gefühl der eignen Macht sowie das politische Bewußtsein zu schärfen, damit die Massen den großen Aufgaben gewachsen sind, wenn die Situation es erfordert.[5]
R. Luxemburg, Haenisch, Westkamp, Schöbel, Frau Lex, Grütz, Faure, Henke, Pannekoek, Wellmann, Reitze, Rauch, Elfriede Gewehr, Dröner, Schulten, Focke, Albrecht, Liebknecht, Staab, Minna Wiese, Marie Milow, Rudolph, Limbertz, Grenz, Emmel, Keil-Reichenbach, Fleißner, Graupe, Heinrich Schulz, Rohleder, Leutert, Hengsbach, Hennig, Reiwand, Oertel, Rosenfeld, Frank-Berlin VI, Fauth, Wagner, Antrick, Wassermann-Schöningen, Martin, Bromme, Neukirch, Scholich, Hoffmann, Hörsing, Dietrich, Westmeyer, Schumacher, Haug, Böhme, Castan, Ulm, Dittmann, Dißmann, Dobrohlaw, Hackelbusch, Bühler, Muth, Witzke, Arendsee
[1] Redaktionelle Überschrift.
[2] Redaktionelle Überschrift.
[3] Der Parteitag der Sozialdemokratie Preußens fand vom 3. bis 5. Januar 1910 in Berlin statt.
[4] Seit Mitte Januar 1910 war es in allen Teilen Deutschlands ständig zu Massenbewegungen gekommen, auf denen Hunderttausende Demonstranten das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht für alle Personen über 20 Jahre in Preußen gefordert hatten.
[5] Der erste Satz dieses Antrages wurde in Verbindung mit der Resolution zur Wahlrechtsfrage angenommen, der zweite Satz war zurückgezogen worden.