Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 2, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2004, S. 490

https://rosaluxemburgwerke.de/buecher/band-2/seite/490

Berichtigung

Im „Vorwärts“ vom 6. November lese ich in der Notiz „Protest gegen den Zarenbesuch“[1]über die Spandauer Versammlung:

„An Stelle der angekündigten Referentin Genossin Rosa Luxemburg, die noch im letzten Augenblick wegen Erkrankung absagen ließ, sprach der Genosse Giebel-Berlin.“

Diese Mitteilung entspricht durchaus nicht den Tatsachen. Die Ankündigung, daß ich in Spandau referieren würde, erschien vielmehr seltsamerweise im „Vorwärts“ vom 3. d. M„ bevor mit mir irgend jemand überhaupt von der Sache gesprochen hatte, und sie erschien nochmals am 4„ nachdem ich ausdrücklich das Referat abgelehnt hatte. Ich wurde erst am 3. früh zur Übernahme des Referats aufgefordert und wollte im ersten Moment, auf großes Drängen, annehmen, sagte aber zwei Stunden später definitiv ab. Dabei war jedoch von meiner Erkrankung nicht die geringste Rede, sondern ich erklärte einfach, ein so wichtiges Referat nicht erst im letzten Augenblick übernehmen zu können, ohne – neben der Arbeit in der Parteischule – auch nur halbwegs zur Sammlung des Materials und zur Überlegung Zeit zu haben. Die ganze Art und Weise, wie die Protestaktion gegen den seit vielen Wochen angekündigten Zarenbesuch in der Hauptstadt Deutschlands organisiert oder vielmehr nicht organisiert worden ist, trägt auch die Schuld für die Verlegenheit in Spandau, und ich muß mich dafür bedanken, daß die Schuld auf mich geschoben wird.

Rosa Luxemburg

Vorwärts (Berlin),

Nr. 262 vom 8. November 1910.

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[1] Am 4. November 1910 war der russische Zar Nikolaus II. zu einem mehrtägigen offiziellen Besuch nach Deutschland gekommen. Aus diesem Anlaß verhandelte der ihn begleitende Außenminister, S. D. Sasonow, mit dem deutschen Staatssekretär des Auswärtigen, Alfred von Kiderlen-Wächter, in Potsdam über die Abgrenzung der beiderseitigen Interessen in Persien und über Fragen der Bagdadbahn. Die Verhandlungen scheiterten an den zu weit gehenden deutschen Forderungen.