Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 2, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2004, S. 11

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In revolutionärer Stunde: Was weiter?

[1]

Der allgemeine Industrie-, Eisenbahn- und Poststreik, der gegen Ende Dezember begonnen worden war, wurde beendet.[2] Die Konterrevolutionäre der Regierung und der Bourgeoisie, die russische Presse der Halunken und die polnische Presse der Nationalen Demokratie[3] triumphieren, daß der allgemeine Streik, insbesondere der Eisenbahnstreik, dieses Mal „nicht gelungen“ ist, daß die Meetings schwach besucht waren, daß der Geist und die Kampfstimmung während dieses Streiks viel schwächer waren als bei den vorherigen. Die Reaktion schlußfolgerte daraus mit Freude, daß der Einfluß der sozialistischen „Aufwiegler“ sich abschwächt und daß das Volk, ermüdet und erschöpft von den vorherigen Anstrengungen, beginnt, seinen Anführern den Gehorsam zu versagen. Die Bourgeoisie und besonders unsere bürgerliche Intelligenz, die in der Revolution die Rolle des Zuschauers spielt, der dem Kampf aus einem sicheren Versteck, durch die Zaunlücken zuschaut und darauf wartet, ob er nicht bald zu Ende ist und man beginnen kann, die Frucht der blutigen Opfer des Proletariats „in Ruhe“ zu genießen, diese bürgerliche Intelligenz, die immer bereit ist, sich vor der ihr imponierenden Kraft des Bajonetts zu demütigen, beginnt schon wieder, am Sieg der Revolution zu zweifeln. Menschen, die über-

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[1] Diese Schrift ist als selbständige Broschüre im Verlag der Zeitschrift „Czerwony Sztandar“ erschienen und als Nr. 3 gekennzeichnet. Die Teile 1 und 2 waren 1905 als Beilage zu Nr. 25 und Nr. 26 der Zeitschrift „Czerwony Sztandar“ erschienen und nicht numeriert. (Siehe GW, Bd. 1/2, S. 541–572.)

[2] In Moskau hatte auf Beschluß des Moskauer Sowjets am 20. Dezember 1905 ein Generalstreik gegen die zaristische Selbstherrschaft begonnen. Der Streik ging in den bewaffneten Aufstand über und nahm gesamtrussischen Charakter an. Den zaristischen Truppen gelang es, die Aufstände niederzuschlagen.

[3] Die National-Demokratische Partei (Endecja) war eine konterrevolutionäre Partei der polnischen Großbourgeoisie und Großgrundbesitzer.