erster Linie nicht das mechanische Eintrichtern einer Summe positiven Wissens als seine Hauptaufgabe betrachten kann, sondern die Erziehung zum systematischen und selbständigen Denken. Diskussionen, an denen alle Schüler aktiv oder auch nur durch aufmerksames Zuhören teilnehmen, lassen sich aber nur bei einer beschränkten Zahl der Teilnehmenden am Unterricht durchführen. Die Parteischule hat aus diesem Grunde ihre Schülerzahl von vornherein auf 30 im Maximum festgesetzt, und die Erfahrung von fünf Jahren hat die volle Durchführbarkeit eines lebendigen Unterrichts unter allgemeiner reger Teilnahme bestätigt. In der Gewerkschaftsschule nehmen an jedem Kursus je nachdem 50, 60, 70, ja 75 Schüler teil, wobei ein ständiger Gedankenaustausch zwischen Schülern und Lehrern, eine lebendige Fühlung zwischen ihnen während des Unterrichts beim besten Willen von beiden Seiten kaum denkbar sind.
Ferner kommt die Dauer des Unterrichts in Betracht. In der Parteischule dauert der Unterricht in je einem Fach im Tage zwei Stunden hintereinander, wobei prinzipiell nur am Vormittag von 8 bis 12 Unterricht erteilt wird und nur leichteren Fächern am Nachmittag noch zwei Stunden gewidmet werden. So kommen an einem Tage je zwei, höchstens drei Lehrfächer zur Behandlung, und der Unterricht ist entweder schon um die Mittagsstunde oder am frühen Nachmittag zu Ende. Dadurch wird zweierlei erzielt: erstens eine ausreichende Zeit bei jedem Lehrgegenstand, damit die Schüler sich hineinfinden, sammeln, hineindenken und ein abgeschlossenes kleines Kapitel durchnehmen können; zweitens, was das Wichtigste, verbleibt den Schülern der freie Abend, um das Gehörte zu Hause ruhig zu bearbeiten, Notizen durchzusehen und ernste Lektüre zu treiben. Ohne die gleichzeitige selbständige Arbeit und das Lesen von Broschüren und Büchern zur Unterstützung des Unterrichts kann von einer ernsten Ausbildung in irgendeinem Gegenstand nicht die Rede sein. Die Gewerkschaftsschule hat auch in dieser Hinsicht ganz andre Einrichtungen. Nicht weniger als fünf Unterrichtsfächer jagen einander an jedem Tage – mit Ausnahme eines Tages –, wobei jedem Unterricht, wiederum mit einer Ausnahme, nur je eine Stunde gewidmet ist. Da erfahrungsgemäß immer die erste Viertelstunde, die zwischen den verschiedenen Fächern liegt, unnütz verstreicht, so verbleibt zum eigentlichen Unterricht in jedem Gegenstand eine so kurze Zeit, daß die gründliche Behandlung irgendeines Gebiets als eines zusammenhängenden Ganzen offenbar für die Lehrer eine außerordentliche Schwierigkeit bieten muß, geschweige daß dabei so etwas wie eine allgemeine eingehende Diskussion möglich ist. Der beständige Wechsel der Unterrichtenden und