und wir können es noch dahin bringen, daß auf diesem Gebiete, für das unser kaiserlicher Herr schwärmt, der Zeitpunkt kommt, wo auf jeden neuen Deutschen drei Soldaten kommen, leider fürchte ich nur, daß dann zwei Deutsche ohne Rock und Hose werden gehen müssen. (Stürmischer Beifall und Heiterkeit.) Seit 1872 wurden 372 Millionen Mark für die Armee ausgegeben. Wieviel ehrliche Arbeiterfamilien hätten davon leben können! Aber seitdem begann erst das Wettrüsten, und bis 1910 wurden 925 Millionen für Rüstungen ausgegeben. Das Volk hat sich um die Hälfte vermehrt, die Armee verdoppelt und die Ausgaben vervierfacht. Während 40 Jahren vollsten Friedens 23 Milliarden Mark – das sind die Kosten des goldenen Friedens!
Aber, Genossen, auch damit sind die Ausgaben noch nicht erschöpft. Eine neue Marotte hat sich seit dem Regierungsantritt Wilhelms II„ den wir noch auf dem Thron zu haben das Glück haben, in den Köpfen der Herrschenden festgesetzt: der Marinismus. Wir waren keine Freunde Bismarcks, aber das müssen wir doch zugeben: Dieser finstere Reaktionär hatte einen Kopf auf den Schultern. Er begriff, daß ein gewaltiges Heer und eine Marine zugleich auch das reichste Volk erschöpfen müssen. Aber schließlich mußte auch er als getreuer Knecht der Herrschenden sich deren Machtgebot fügen.
32 Millionen Mark kostete die famose Flotte uns schon 1872, seit dem Regierungsantritt Wilhelms II. 54 Millionen, und 1911 waren es gar 460 Millionen. Alles in allem also etwa 5 Milliarden! Sie wissen, daß der Kaiser beliebt, als Redner aufzutreten, und von ihm stammt das Wort, der Dreizack gehört in der Deutschen Hand, und unsere Zukunft liegt auf dem Wasser! Aber die Kosten hat nicht der Kaiser zu tragen, sondern man nimmt sie aus unseren Taschen, und wenn es noch eine Weile so weitergeht, dann wird man mit einer Variante des kaiserlichen Worts sagen müssen: Deutschlands Zukunft liegt im Wasser.
Die dritte Frage lautet: Zu welchem Zweck wird diese wahnsinnige Wirtschaft getrieben? Man sagt uns, die Völker lauern wie bissige Hunde, wie Wölfe aufeinander. Wir werden als Vaterlandsfeinde verschrien, wir haben nicht den nötigen Patriotismus in der Brust, wir Sozialdemokraten als die bekannten Querköpfe verstehen nicht und wollen nicht zugeben, daß die Völker wie blutgierige Bestien sich gegenüberstehen. Wir wissen und wollen, daß die Völker sich in edlem Wettstreit um die Höhe der Kulturleistungen gegenüberstehen und sich gegenseitig unterstützen sollen.
Wir Sozialdemokraten sind keine Phantasten, deshalb geben wir uns nicht der Hoffnung hin, daß, solange der Kapitalismus auf Erden besteht,