Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 2, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2004, S. 52

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höchstens einer Handvoll machtloser Intellektueller aus dem Kleinbürgertum.

Seitdem die Revolution in Rußland und Polen ausgebrochen ist, haben diejenigen, die die Arbeiter vorher mit Hirngespinsten vom Wiederaufbau Polens irreführten, nicht mehr gewagt, mit der Losung vom nationalen Aufstand hervorzutreten, sondern sie sahen sich gezwungen, ihren Patriotismus zu verbergen und auf diese Weise ihren Bankrott zu bekennen. Die polnische Bourgeoisie, der polnische Adel und das polnische Kleinbürgertum sind nicht nur nicht zum Wiederaufbau Polens angetreten, sondern sie unterstützten von Anfang an den Zarismus bei der Unterdrückung des polnischen Proletariats.

Um so weniger kann sich das Proletariat jetzt das Ziel des Wiederaufbaus Polens stellen, das der Adel schon längst aufgegeben hat und die polnische Bourgeoisie niemals anstrebte. Um die Unabhängigkeit Polens zu erringen, müßte die Arbeiterklasse nicht nur den Widerstand der drei Teilungsmächte überwinden, sondern auch die ganze ökonomische Macht der polnischen Bourgeoisie, die schon auf dem Boden der Zugehörigkeit zu Rußland erwuchs und mit dieser auch verbunden ist. Mit anderen Worten: Um Polen wiederherzustellen, müßte die Arbeiterklasse erst die politische Macht in unserem Lande erobern. Sobald jedoch der Moment der politischen Machtausübung durch die Arbeiterklasse eintritt, wird ihre Aufgabe nicht der Wiederaufbau des polnischen Staates sein, sondern die Einführung der sozialistischen Gesellschaftsordnung, die den Polen wie auch allen anderen Nationalitäten völlige Freiheit und Gleichheit sichert. Die nationale Unterdrückung, der die polnische Bevölkerung unter der Herrschaft des zaristischen Regimes ausgeliefert ist, kann der Arbeiterklasse nicht gleichgültig sein. Indem sie nach Beseitigung aller Formen der Unterdrückung und Beherrschung des Menschen durch den Menschen strebt, muß die Arbeiterklasse ebenfalls die Beseitigung der nationalen Unterdrückung anstreben. Aber diese Aufgabe ist keine besondere nationale Aufgabe des polnischen Proletariats. Die Entnationalisierung der Polen war immer nur ein Unrecht unter den vielen, die vom Despotismus verübt wurden. Der Despotismus war ebenso der Todfeind des russischen arbeitenden Volkes wie auch des polnischen. So muß das bewußte russische Proletariat im eigenen Interesse gemeinsam mit dem polnischen die Beseitigung jeglicher nationalen Unterdrückung im russischen Staat anstreben. Folglich ist auch der Kampf um die Freiheit der nationalen Kultur keine besondere Aufgabe des polnischen Arbeiters, sondern eine gemeinsame Klassenaufgabe des polnischen und des russischen Proletariats.

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