Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 2, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2004, S. 477

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wegung zu setzen? Neinwegung zu setzen? Nein! Das vermag auch der despotischste Staat nicht zustande zu bringen, und so erweist sich, daß gerade die friedliche und ruhige Waffe des politischen Massenstreiks die schärfste Waffe ist, zu der wir vielleicht greifen müssen, wenn die herrschende Reaktion in ihrer Verbohrtheit und Verblendung weiter beharrt. Während so, Parteigenossen, die politische Entwicklung uns gerade dazu zwingt, zu Massenstreiks immer mehr zu greifen, um die elementarsten politischen Rechte zu erobern, führen wir genau nach derselben Richtung eine solche Politik in der Gewerkschaftsbewegung.

Werte Anwesende! Welchen Umständen verdanken wir die letzten großen Massenstreiks auf wirtschaftlichem Gebiet, und namentlich welche Lehren müssen wir ziehen aus dem Gewitter, das heraufzieht über Ihrem blühenden Metallarbeiterverband? Es sind ja die Kapitalisten selbst, die mutwillig und planmäßig darauf ausgehen, uns zu einer gewaltigen Kraftprobe zu provozieren. Nach den Erfahrungen der Bauarbeiteraussperrung ist es geradezu durch Dokumente erwiesen worden, daß der Streik gegen die Organisation der Bauarbeiter von langer Hand vorbereitet war, daß die Unternehmer es planmäßig dazu führten, durch Aussperrungen Proletarier zu einem Verzweiflungskampf zu zwingen, und genau derselbe Plan liegt dem jetzigen Plan der Schiffsbaukapitalisten ebenso wie der Kapitalisten der Metallindustrie zugrunde. Wenn auf diese Weise die Kapitalisten selbst, die Unternehmer, es in der Hand haben, dank der Protektion einer zusammengefügten Gewalt uns durch Aussperrung zu einem Massenstreik zu zwingen, so ergibt sich als eine dringende Notwendigkeit für unsere gewerbliche Organisation, mit der Waffe des Massenstreiks auf den Kampf zur Verteidigung des Koalitionsrechtes später einmal als unvermeidlich zu rechnen. Daraus ergibt sich, daß es die praktischste Sache ist, der Zukunft klar in die Augen zu blicken, sich zu sagen, je mehr die Massen des Proletariats dazu vorbereitet werden durch klare Erfassung der gesamten Lage, durch das Bewußtsein der großen Aufgaben, die ihnen bevorstehen, je mehr sie vorbereitet werden, diesen großen Kampf auszufechten, um so mehr Chancen haben wir, aus diesem Kampf als Sieger hervorzugehen.

Werte Genossen! Es stellen sich mehrere Argumente gegen den Gebrauch des Massenstreiks ein, die meist ins Feld geführt werden. Zunächst wird uns gesagt: Wir gehen bei einem Massenstreik, namentlich bei einem politischen Massenstreik, ein gewaltiges Risiko ein, indem wir die gewerkschaftliche Organisation einer gewaltigen Gefahr aussetzen. Unsere Gewerkschaftsorganisation könnte bei einem solchen großen Zusammenstoß

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