telle direkt eine feindliche Macht gegen die Arbeiterschaft sind und namentlich gegen die Arbeiterorganisationen, so hat die jüngste Bauarbeiteraussperrung[1] den glänzendsten Beweis geliefert. („Sehr richtig!“) Und es ist absolut notwendig, daß jeder von Ihnen als Kämpfer und Vertreter der Arbeiterorganisationen sich diese Tatsache merkt, um sie unserem Gegner vor die Augen zu halten. Während der Bauarbeiteraussperrung – als Hunderttausende von Arbeitern mit Frauen und Kindern dem Hunger ins Auge blickten, als sie nicht wußten, wovon sie morgen den Hunger ihrer Kinder stillen sollten, als sie durch ein Machtwort einer Clique von Hamburger Kapitalisten am Hungertuche nagen mußten –, da erklärten diese Kartelle, namentlich der Stahlwerksverband, die Baumaterialienhändler, sie erklärten alle wie ein Mann: Jetzt heißt es, die Bauunternehmer zu unterstützen. Und um diejenigen Bauunternehmer, die sich weigerten, dem Machtwort ihres Verbandes zu folgen, und die ihre Arbeiter nicht aussperren wollten, um diese wenigen Bauunternehmer zur Aussperrung zu zwingen, haben ihnen die hiesigen Lieferanten das Material zu Bauten zu verweigern versucht, um auf diese Weise einen Druck auszuüben auf die Arbeiter. („Pfui!“) Diese Tatsache bleibt ein geschichtlicher Beleg dafür, daß die Vertreter der deutschen Kartelle, während ihnen die Vertreter des Reichstages und der Regierung die Frage vorlegten nach den Arbeitsbedingungen, direkt schamlos gelogen haben („Sehr richtig!“), als sie es leugneten, daß sie einen Druck gegenüber den Arbeitsbedingungen gebrauchten. Aber, Parteigenossen, neben Kartellen und Syndikaten, die sich nicht bloß mit der Organisation der Produktion zu befassen haben, haben wir ja im letzten Jahrzehnt eine ganze Reihe von Arbeitgeberorganisationen bekommen, die schon unverhüllt den Zweck verfolgen, einen tödlichen Krieg gegen die Gewerkschaften zu führen. Wir haben jetzt fast in jedem Gewerbe Vereinigungen von Arbeitgebern, die durchaus durch Lohndrückung, durch Aufzwingen von Zwangsarbeitsnachweisen es versuchen, den Arbeitern die Früchte der langjährigen, mühevollen Gewerkschaftsarbeit zu entziehen und ihnen das Koalitionsrecht streitig zu machen. Parteigenossen! Alle diese Arbeitgeberverbände sind zentralisiert in zwei Spitzen, in der Hauptstelle der Arbeitgeberverbände und in dem Verein der Arbeitgeberverbände. Und nach dem neuen „Statistischen Jahrbuch für das Deutsche Reich“ von 1910 ergibt sich, daß beinahe 270 000 Arbeiter zu ihrem Machtbereich zählen. Nun, Parteigenossen, in Wirklichkeit ist die Macht dieser Arbeitgeber eine viel ausgedehntere, denn wir wissen ja alle, daß diese Herrschaften am meisten
[1] Am 15. April 1910 hatten etwa 160 000 Bauarbeiter den Kampf gegen eine Massenaussperrung im Baugewerbe begonnen, um ihre Forderungen nach Lohnerhöhung, Arbeitszeitverkürzung, nach örtlichen Tarifverträgen und Agitationsfreiheit durchzusetzen. Der Streik dauerte in einigen Großstädten bis Anfang Juli.