Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 2, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2004, S. 433

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da schweigt unsre Parteipresse und kümmert sich weder um ausreichende Information über das Parteileben im Süden noch um gehörige Kritik und Gegenaktion.

Schon seit 12 Jahren befindet sich die Partei überhaupt allen revisionistischen Tendenzen gegenüber in der Defensive und spielt die Rolle des Nachtwächters, der nur dann auf dem Plan erscheint und ins Horn tutet, wenn auf der Straße ein Skandal passiert. Die Ergebnisse zeigen, daß mit dieser Methode dem Übel nicht zu steuern ist. Wir müssen uns klarwerden, daß der Revisionismus nur durch systematische Gegenwirkung tagein, tagaus überwunden werden kann. Die ganze Gestaltung der Parteiagitation und -aktion muß diesem Krebsschaden Rechnung tragen. Nicht durch äußere, formalistische Verbote und durch Disziplin allein, sondern vor allem durch mögliche Entfaltung einer großen Massenaktion, wo und wann die Situation es erlaubt, einer Massenaktion, die die breiten Kreise des Proletariats auf den Plan ruft, die größere Horizonte des politischen Lebens zeigt, die angesichts der großen Aufgaben das Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Einheit der Sozialdemokratie in ganz Deutschland stärkt, nur so können die schleppenden Nebel des parlamentarischen Kretinismus, der Bündnispolitik mit der Bourgeoisie und der kleinbürgerliche Kantönligeist verscheucht werden. Von diesem Standpunkt ist es ein höchst kurzsichtiges Beginnen, nicht einsehen zu wollen, daß man durch die Erstickung der preußischen Wahlrechtsbewegung, die in ihrer Weiterentwicklung wohl die Parteimassen auch im Süden hätte ergreifen müssen, daß man durch das Begräbnis, das man der Maifeier in den letzten Jahren auf dem Wege der Abmachungen mit der Gewerkschaftszentrale bereitet hat, demselben Revisionismus mächtigen Vorschub leistet, gegen den man jetzt in höchster Erregung nach „Riegeln“ sucht. Die Antwort auf die badischen Vorgänge muß der Parteitag in Magdeburg deshalb bei allen Punkten der Tagesordnung geben: bei der Frage der Maifeier, des Wahlrechtskampfes, beim Punkt Agitation und Presse, und es ist nur zu bedauern, daß man – dieser Zusammenhänge gar nicht eingedenk – in den Berliner Parteiversammlungen den badischen Parteistreit überhaupt als den einzigen Gegenstand des kommenden Parteitags behandelt, alle übrigen Fragen des Parteilebens aber, die auf der Tagesordnung stehen, einfach vergessen hat. Strenge proletarische Klassenpolitik auf allen Gebieten, offene republikanische Agitation in Wort und Schrift, möglichste

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