Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 2, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2004, S. 425

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zieht, sondern weil wir Gegner der Monarchie sind ; und würde sie uns halb soviel kosten, nicht geschenkt wollen wir sie haben; an dem Tage, wo wir sie los wären, sind wir bereit, mit Freuden 15 Millionen zu irgendeinem wohltätigen Zweck, meinetwegen für ein Idiotenheim, zu votieren. Die teuerste Republik ist uns lieber als die billigste Monarchie, weil dies für uns überhaupt keine Geldfrage, weil uns die Monarchie das rückständigste, die Republik aber das fortschrittlichste Werkzeug der Klassenherrschaft ist. Je fortschrittlicher aber die Formen der Klassenherrschaft, um so näher ihr Ende mit Schrecken.

„Wer ein verfallenes Gemäuer niederreißt, sorgt hinlänglich dafür, daß der Adler, der auf dessen First horstet, sich, wo er sonst mag, eine neue Stätte suchen muß. Aber das ganze Geschütz auf das Nest des Adlers zu konzentrieren heißt mit Kanonen auf, nun ja auf Adler schießen.“[1]

Ein schönes Bild, ein erhabenes Bild. Aber leider nicht ganz zutreffend. Heinrich Heine – der Leitartikel bringt mich mit seinem reizenden Zitat über die „Süße“ ganz von selbst auf die Erinnerung an Heine – hat das Bild vom „Adler“ viel richtiger gezeichnet. In seinem ersten Traum auf deutschem Boden nach der Rückkehr aus dem Exil sieht er den Adler (die Quaste am Betthimmel) auf seiner Brust sitzen und mit krummem Schnabel nach seinem Herzen zielen. Um im Bilde des Leitartikels zu bleiben: Der Adler horstet leider nicht auf dem First in Wolkenregionen, sondern er „horstet“ auf dem Leib des Proletariats und hackt ihm mit seinem krummen Schnabel in die Brust. Und wer ein verfallenes Gemäuer niederreißt und dabei immerzu durch die Angriffe des krummen Schnabels gestört wird, der wird gut tun, hin und wieder dem „häßlichen Vogel“ zwischen der Arbeit so kräftig eine über Kopf und Flügel zu geben, daß die Federn stieben. Einer so „luftigen“ Vorstellung von der Monarchie, wie sie der Leitartikel zeigt, hat denn doch selbst Karl Heinzen, der vulgäre Demokrat, nicht gehuldigt, wofür wir ja das bereits von mir zitierte Zeugnis Karl Marx’ besitzen:

„Selbst die vulgäre Demokratie, die in der demokratischen Republik das Tausendjährige Reich sieht und keine Ahnung davon hat, daß gerade in dieser letzten Staatsform der bürgerlichen Gesellschaft der Klassenkampf definitiv auszufechten ist – selbst sie steht noch berghoch über solcherart Demokratentum innerhalb der Grenzen des polizeilich Erlaubten und logisch Unerlaubten.“[2]

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[1] Ebenda, S. 501.

[2] Karl Marx: Kritik des Gothacr Programms. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Bd. 19, S. 29.