Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 2, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2004, S. 341

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und alle elenden Bedingungen gehorsam annehmen. Und mit den Fabrikanten zusammen stürzten sich auf uns die Schergen der zarischen Regierung. Da begann das Schreckensregiment Kasnakows, dieses Bluthunds, der den Fabrikanten zuliebe seine blutige Henkersarbeit an uns verrichtete. Die Poznanski, Scheibler, Kunitzer im Bunde mit dem Schergen Kasnakow haben beschlossen, die Arbeiter ganz zu Boden zu stampfen, uns in größtes Elend zu stürzen, unsere Menschenwürde mit Füßen zu treten, uns ganz zu Sklaven zu machen!

Das haben wir erreicht, seit wir aufgehört haben, offen gegen die Kapitalisten zu kämpfen, seit wir aufgehört haben, fest zusammenzuhalten in den Organisationen. Die Feinde haben unsere Schwäche gesehen und haben sie benutzt, um uns alles wieder zu entreißen, was wir früher durch Organisation und Kampf errungen haben. Und wenn wir weiter untätig bleiben, wenn wir uns weiter alles gefallen lassen, dann wird unser Elend noch schrecklicher werden. Denn was sehen wir? Sogar die zarische Regierung glaubt, daß in Łódź genug blutige Arbeit verrichtet ist, sie hat den Kriegszustand aufgehoben und den Bluthund Kasnakow von Lódz wieder abberufen. Aber für unsere Fabrikanten ist noch nicht genug Arbeiterblut vergossen und nicht genug Elend unter uns verbreitet worden. Sie wollen sich von ihrem Henkersknecht Kasnakow nicht trennen. Sie haben nach Petersburg an die zarische Regierung eine untertänige Bitte geschickt, daß man den Schergen Kasnakow in Lodi lassen und ihm über Łódź, Zgierz und Pabianice eine unumschränkte Gewalt geben möchte. Die Herren Poznanski, Scheibler, Kunitzer und andere haben sich bereit erklärt, alle Kosten zu tragen und für ihren Freund Kasnakow 100 000 Rubel jährlich aus eigener Tasche zu zahlen. Diese Blutsauger, die jeden Groschen vom Lohne der Arbeiter abzwacken, sind bereit, mit Freuden Hunderttausende zu zahlen, um nur ständig den blutigen Henker gegen die Arbeiter zu haben!

Das bleibt uns also in der Zukunft, falls wir weiter untätig bleiben. Ein noch größeres Elend, eine noch größere Unterdrückung, einige Kriegsgerichte und Galgen, Verhaftungen und Verschickungen, Hungerlöhne, lange Arbeitszeit und lock-outs als Zwangsmittel!

Arbeiter! Genossen! Es ist Zeit, daß wir erwachen! Es ist Zeit, daß wir uns wieder zur Wehr setzen, denn das Elend, der Jammer können nicht so weitergehen. Das müssen wir uns sagen: Es wird nicht besser, und es kann nicht besser für uns werden, als wenn wir wieder, wie vor einigen Jahren, die Fahne des Kampfes erheben und uns zu diesem Kampfe in Organisationen zusammenschließen.

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