Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 2, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2004, S. 34

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beiterklasse und den Klassenverhältnissen, die in der Revolution selbst gereift sind.

Andererseits ist die Arbeiterklasse die letzte Klasse der bürgerlichen Gesellschaft, die mit revolutionären Zielen auftritt, und daß sie von einer noch radikaleren Schicht über die vom Proletariat bewußt gestellten Ziele hinausgedrängt wird, ist ausgeschlossen. Die einzige Gesellschaftsschicht, die unter dem Proletariat steht, die Schicht der besitzlosen gesellschaftlichen Schmarotzer, wie Prostituierte, Berufsverbrecher, jede Art von dunklen und zufälligen Existenzen, sind kein revolutionärer, sondern im Gegenteil ein konterrevolutionärer Faktor; in der Gestalt der schwarzen Hundertschaften sind sie Stützen des Absolutismus.

Zwar kann die Arbeiterklasse selbst durch den schnellen Lauf der gegenwärtigen Revolution so weit getragen werden, daß sie auch ihre heutigen Forderungen noch erweitern müßte und nicht nur die demokratische Republik, sondern auch bedeutende Zugeständnisse von der Kapitalistenklasse im Geiste sozialistischer Reformen verlangen, was am Ende einen harten Kampf des Proletariats mit allen anderen Klassen der Gesellschaft hervorrufen würde. Doch eine solche Wendung der Revolution wäre nur dann möglich, wenn die Arbeiterklasse schon vorher den vollkommenen Sieg errungen hätte, und zwar so weitgehend, daß sie es nicht nur zur Verkündung der Republik bringen, sondern sogar das ganze Steuer der Staatsmacht für eine gewisse Zeit in ihre Hände nehmen könnte.

Aber solange das nicht erfolgt ist, solange das Proletariat Rußlands und Polens noch nicht herrscht, sondern erst um seine nächsten revolutionären Ziele kämpft, ist seine Erstickung mit Bajonetten und Erschöpfung durch Ermüdung unmöglich.

Einzelne Niederlagen der Kämpfenden, einzelne Triumphe der Bajonette sind nicht nur möglich, sondern auch unvermeidlich, denn die ganze Entwicklung der gegenwärtigen Revolution: die Konzentration, die Aufklärung und das Wachstum der Reihen des kämpfenden Proletariats, erfolgt lediglich in der Schule des Massenkampfes selbst, also auf dem Wege einzelner Zusammenstöße mit der noch überlegenen Kraft der Reaktion. Dennoch schreitet die Revolution in ihrer Gesamtheit auf demselben Wege unaufhaltsam weiter, und ihre scheinbaren Pausen sind kein Zeichen einer inneren Krise und kein Symptom des nahen Rückzuges der revolutionären Welle wie in den bürgerlichen Bewegungen, sondern umgekehrt Erscheinungen des Aufbruchs der Revolution zu neuen plötzlichen Sprüngen nach vorn. Nach der ersten scheinbaren Pause und der scheinbaren Erschlaffung der Bewegung, die die Frühjahrsperiode des allge‑

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