schon am 8. April ein Wahlgesetz zur Nationalversammlung, welches das allgemeine, gleiche Wahlrecht proklamierte für alle Preußen, die das 24. Lebensjahr zurückgelegt haben. Aber, werte Anwesende, in jenem Moment war die deutsche Freiheit eben erst ein beschriebenes Blatt Papier. Es galt, die Freiheit zu Fleisch und Blut zu machen, es galt, sie zu befestigen, sie zu beschützen. Das alles konnte dazumal das arbeitende Volk in Deutschland noch nicht. Freilich war das Proletariat bereit, auf den Barrikaden für die Sache der Freiheit sein Blut zu verspritzen; aber es war noch nicht zahlreich genug, nicht organisiert, nicht klassenbewußt wie heutzutage. Die ganze Macht nach dem Siege des 18. März war in die Hände des liberalen Bürgertums gefallen. Es waren die Vertreter der rheinischen Großindustrie, die Herren Camphausen und Hansemann, die zu Ministern ernannt wurden. Der deutsche Liberalismus war also durch die Märzereignisse in die Lage versetzt worden, einmal der Welt zu zeigen, ob er es ernst mit seinem liberalen Programm meinte; er hatte damals die Möglichkeit, dafür zu sorgen, daß wir nicht 62 Jahre später gezwungen sind, mit einem Stück der mittelalterlichen Barbarei in Preußen zu kämpfen.
Was konnte, was mußte damals die liberale Bourgeoisie tun, damit heute nicht in Deutschland Zustände herrschen, wie wir sie tatsächlich haben? Es ist klar, was sie hätte tun sollen. Vor allem sollte sie das revolutionäre Volk bewaffnen, dann, auf das revolutionäre bewaffnete Volk gestützt, die vormärzliche Armee reformieren, sie den Händen des Junkertums entreißen, die vormärzliche Bürokratie umgestalten, das Junkertum von allen öffentlichen Ämtern verjagen und deren Stellen mit Männern besetzen, die der Sache der Freiheit ergeben waren. Und vor allem, werte Anwesende, hätte der Liberalismus im Jahre 1848, wenn er es mit den liberalen Phrasen ernst gemeint hätte, den wortbrüchigen verräterischen König vom Throne wegjagen und die Republik in Deutschland proklamieren müssen. (Stürmischer Beifall.) Ja, die Republik! Denn damit hatte es die liberale Bourgeoisie in der Hand, der weiteren Entwicklung Deutschlands sowohl in der inneren wie in der auswärtigen Politik eine ganz andere Richtung zu geben. Wäre von den Liberalen, als sie 1848 die Macht in den Händen hatten, in Deutschland die Republik proklamiert worden, so wäre damit auch die Frage der deutschen Einheit gelöst, dann hätten wir es nicht nötig gehabt, zweiundzwanzig Jahre später auf den leichenbedeckten Schlachtfeldern Frankreichs aus Bismarcks bluttriefenden Händen die deutsche Reichseinheit zu empfangen. Dann wäre der unselige Zwist zwischen Deutschland und Frankreich nicht zur Quelle unaufhörlicher Rüstungen in beiden Ländern geworden, dann hätten wir heute