schaftlichem Gebiet provozieren, deren elementarer Charakter wie Massenumfang je länger, je mehr politische Bedeutung annehmen.
Gerade die politische Isolierung des Proletariats in Deutschland, auf die sich Genosse Kautsky beruft, gerade die Tatsache, daß die gesamte Bourgeoisie bis ins Kleinbürgertum hinein wie eine Mauer hinter der Regierung steht, bringt es mit sich, daß jeder große politische Kampf gegen die Regierung sich zugleich zum Kampfe gegen die Bourgeoisie, gegen die Ausbeutung gestaltet. Und dieselben Umstände bürgen uns dafür, daß jede energische revolutionäre Massenaktion in Deutschland nicht die parlamentarischen Formen des Liberalismus oder die ehemaligen Kampfformen des revolutionären Kleinbürgertums, die der kurzen Barrikadenschlacht, sondern die klassische proletarische Form, die des Massenstreiks, annehmen wird.
Und endlich gerade weil wir in Deutschland „ein halbes Jahrhundert sozialistischer Aufklärung und politischer Freiheit“ hinter uns haben, muß die Aktion des Proletariats, sobald die Situation so weit reif ist, daß die Massen auf dem Plan erscheinen, aus Anlaß jedes politischen Kampfes alle veralteten Rechnungen mit der privaten und staatlichen Ausbeutung aufrollen und dem politischen einen wirtschaftlichen Massenkampf zugesellen. Denn, schrieb Genosse Kautsky im Jahre 1907, „wir haben auch nicht den mindesten Grund, anzunehmen, daß der Grad der Ausbeutung des deutschen Proletariats ein geringerer sei als in Rußland. Im Gegenteil, wir haben gesehen, daß mit dem Fortschreiten des Kapitalismus die Ausbeutung des Proletariats steigt. Ist der deutsche Arbeiter vielfach noch besser gestellt als der russische, so ist dafür die Produktivität seiner Arbeit auch eine viel größere und sind seine Bedürfnisse entsprechend der allgemeinen Lebenshaltung der Nation viel höhere, so daß der deutsche Arbeiter das kapitalistische Joch vielleicht noch schmerzlicher empfindet als der russische.“[1] Genosse Kautsky, der jetzt so farbenprächtig ausmalt, wie der deutsche Arbeiter mit „Vereinen, Versammlungen, Wahlen aller Art vollauf beschäftigt“ ist, hat in diesem Moment die ganzen enormen Sklavenscharen der preußisch-deutschen Staatsarbeiter, der Eisenbahner, der Postangestellten sowie der Landarbeiter vergessen, die leider in sehr geringem Maße das Vergnügen haben, von „Vereinen, Versammlungen und Wahlen aller Art“ beschäftigt zu sein, dieweil ihnen das Koalitionsrecht rechtlich oder faktisch fehlt. Er hat vergessen, daß diese enormen Kategorien politisch wie wirtschaftlich mitten in der königlich preußischen Freiheit in echt „russischen“ Zuständen leben, daß also gerade diese Kate-