Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 2, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2004, S. 343

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gemacht werden, bevor wir nicht die volle Selbstverwaltung, die Autonomie für Polen kriegen, kann es keine Besserung für das Proletariat geben. Die politische Knechtschaft ist jenes Halsband, das uns jetzt wie Hunde an die Herrschaft der ausbeuterischen Kapitalisten kettet. Und politische Freiheit ist die erste Bedingung, damit wir imstande sind, mit unseren Ausbeutern siegreich zu kämpfen, ohne durch die Schergen der Regierung bei jedem Schritt geknebelt zu werden.

Laßt uns also, deutsche Arbeiter, Genossen, diesen dreifachen Ruf am 1. Mai erheben. Im Namen des Sozialismus, des Achtstundentags, der politischen Freiheit laßt uns am 1. Mai wieder einrücken in Reih und Glied der kämpfenden Armee des Proletariats.

Und heran, Genossen, in den Kampf! Unsere Organisationen müssen wieder aufleben und befestigt werden. Unsere Fachverbände müssen wieder aufleben und ausgebaut werden. Unsere politische Organisation, die Sozialdemokratische Partei Russisch-Polens und Litauens, muß wieder gestärkt werden. Stehen wir wieder fest zusammen, schließen wir uns wie ein Mann an die große Sache der Arbeiterbefreiung, dann werden unsere Feinde, unsere Bedrücker wieder zurückweichen müssen, dann werden wir wieder aufleben und bessere Zeiten sehen.

Wohlan, Genossen, deutsche Brüder! Auf und zum Kampf! Erwacht aus der Untätigkeit, aus der Erstarrung, rafft Euch auf aus dem Elend! Der 1. Mai, der Frühlingstag, sei der Tag unseres Erwachens!

Auf zum Kampf, hinein in die Organisationen! Und ruft mit allen Proletariern Rußlands:

Nieder mit der zarischen Schergenregierung!

Es lebe die politische Freiheit, die Republik!

Es lebe der Achtstundentag!

Es lebe der Sozialismus!

SAPMO-BArch, NY 4002/18, BI. 8-24.

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