umgekehrt die Revolutionäre zu Werkzeugen der Reaktion, die mit ihnen nach Lust spielt, um sie schließlich in der Schlinge zu erdrosseln.
Der jüngste Fall – die Entlarvung des Lockspitzels Asef – ist selbst nur ein Fragment aus der tragischen Geschichte der terroristischen Kampfweise. Jeder Kenner der russischen Verhältnisse wird die Triumphrufe über diese glückliche Entlarvung mit sehr gemischten Gefühlen vernehmen. Es ist nämlich durchaus nicht klar, wer eigentlich hinter dieser Entlarvung steht. Es ist nichts Unerhörtes bei der Verwicklung des Fangnetzes, mit dem die terroristische Aktion umgarnt ist, daß eine solche „Entlarvung“ eines hervorragenden Lockspitzels bloß ein Kunstgriff der Geheimpolizei ist, sei es, weil das alte Werkzeug an einem gewissen Ort abgebraucht und durch ein neues ersetzt werden soll, sei es aus „privaten“ Konkurrenzrücksichten unter diesen edlen Rittern selbst. Die Leidensgeschichte der russischen sozialistisch-revolutionären Partei ist also mit dieser Entlarvung durchaus nicht zu Ende, vielmehr muß sie sich sehr in acht nehmen, um nicht wieder in die Fangnetze zu fallen, gerade wo sie sich aus ihnen zu retten vermeint. Die Situation dieser Partei ist in der Tat eine verzweifelte, und man kann schon den heftigen Unmut begreifen, der in den Reihen der Sozialisten-Revolutionäre gegen ihr eigenes Zentralkomitee jetzt herrscht, das sich sechs Jahre lang oder so ungefähr von einem Buben hat an der Nase herumführen und auf sein Geheiß soundso viele junge prächtige Menschen, wenn auch schlechte Politiker, in den grausigen Tod hat gehen lassen. Aber auch dieser Unmut hat seine Schranke in der Ungerechtigkeit, die darin liegt, die paar gutmeinenden, wenn auch leichtgläubigen Menschen aus dem Zentralkomitee dafür zu Sündenböcken zu machen, was an dem System, an der verfehlten Taktik selbst haftet. Gegen das weitere Verderben der Reihen dieser Partei in den Fängen des entlarvten Spitzels, der alles und alle in der Partei nun kennt, der die ganze Partei in seiner Macht hat, sowie in den Fängen seiner vermutlichen Nachfolger gibt es nur ein einziges Mittel, das zu ergreifen freilich den Leitern der terroristischen Partei nunmehr die politische Ehrlichkeit zur unabweisbaren Pflicht macht. Dieses Mittel besteht darin, die terroristische Organisation aufzulösen und ihre Mitglieder von sämtlichen geplanten terroristischen Akten und Expropriationen auf das entschiedenste Abstand nehmen zu lassen.
Die wahrhaft schmachvollen – nämlich für die terroristische Taktik schmachvollen – Erlebnisse der jüngsten Zeit in Polen, in Moskau, in Paris müssen endlich dazu führen, die Arbeiterbewegung in Rußland wie in Polen von dem Krebsschaden des anarchistischen Auchsozialismus zu