Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 2, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2004, S. 17

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lution war, daß sich die Post- und Telegrafenarbeiter organisierten. Aber eben darum rief das allgemeine Aufblühen der Organisation eine neue Anstrengung der untergehenden zaristischen Regierung hervor. Mit Gewalt diesen riesigen Drang zur Organisation aufzuhalten, die damit verbundene Presse- und Versammlungsfreiheit einzudämmen war das Ziel des Anschlages des Zarismus auf die Gewerkschaft, auf die Gewerkschaft der Post- und Telegrafenarbeiter.[1] Und die Antwort auf diesen Anschlag war der heldenhafte, von der ganzen Welt bewunderte allgemeine Streik der Post- und Telegrafenarbeiter, dessen Abschluß der letzte, dritte allgemeine Streik der Industriearbeiter und der Eisenbahner war.

Dieses Mal waren die Umstände, die den Streik begleiteten, ganz andere als bei den beiden vorherigen. Die Bedeutung des ersten allgemeinen Streiks im Januar beruhte darauf, daß er überhaupt möglich geworden war, daß er die erste gemeinsame Klassenaktion des Proletariats im ganzen Lande war, daß er das Klassenbewußtsein der Arbeiter im zaristischen Reich weckte und sie zum weiteren Kampf vereinigte.

Unsere ganze Revolution muß in diesem Sinne als Ergebnis und Errungenschaft jenes ersten Streiks angesehen werden, der erst die offene Kriegserklärung an den Zarismus von seiten der Arbeiterklasse war. Der zweite Streik im Oktober war schon eine Antwort auf die betrügerischen Ausflüchte des Absolutismus und zerstörte jedwede Möglichkeit, den Zarismus unter welcher konstitutionellen Hülle auch immer zu erhalten. Das Resultat und die Errungenschaft dieses Streiks waren das Manifest vom 30. Oktober und die tatsächliche Freiheit der Presse, der Versammlung, der Gewerkschaften und Verbände, des Wortes, die sofort nach dem Manifest verwirklicht wurden.

Dieses Mal, beim dritten Streik, ging es bereits um die Verteidigung dieser tatsächlichen Freiheit, die ein von der Arbeiterklasse erobertes Recht war und die der Absolutismus rückgängig zu machen und zu kassieren beschlossen hatte. Gegenstand des Kampfes ist jetzt nicht mehr dieses oder jenes Projekt des Absolutismus, um dessen Ablehnung es geht. Der Zarismus hat alle Ausflüchte aufgegeben, denn nach dem Los der Bulyginschen „Duma“ und des Manifestes vom 30. Oktober ist ihre Zwecklosigkeit klargeworden. Er ist ohne Maske hervorgetreten, um die schon geborene politische Freiheit und deren weitere Entwicklung mit Gewalt zu vernichten. In dem Augenblick, da einerseits die politische Freiheit, zu-

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[1] Innenminister P. N. Durnowo verbot den Allrussischen Verband der Angestellten des Post- und Fernmeldedienstes. Der Kongreß des Verbandes antwortete darauf am 15. November 1905 mit der Ausrufung eines Proteststreiks.