Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 2, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2004, S. 118

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lutionären Wirbel wie kostbares Porzellan krachend in Stücke gehen, zeigt uns die russische Revolution das direkt umgekehrte Bild: Aus dem Wirbel und Sturm, aus Feuer und Glut der Massenstreiks, der Straßenkämpfe steigen empor wie die Venus aus dem Meerschaum: frische, junge, kräftige und lebensfrohe – Gewerkschaften.

Hier nur wieder ein kleines Beispiel, das aber für das gesamte Reich typisch ist. Auf der zweiten Konferenz der Gewerkschaften Rußlands, die Ende Februar 1906 in Petersburg stattgefunden hat, sagte der Vertreter der Petersburger Gewerkschaften in seinem Bericht über die Entwicklung der Gewerkschaftsorganisationen der Zarenhauptstadt:

„Der 22. Januar 1905, der den Gaponschen Verein weggespült hat, bildete einen Wendepunkt. Die Arbeiter aus der Masse haben an der Hand der Ereignisse gelernt, die Bedeutung der Organisation zu schätzen, und begriffen, daß nur sie selbst diese Organisationen schaffen können. – In direkter Verbindung mit der Januarbewegung entsteht in Petersburg die erste Gewerkschaft: die der Buchdrucker. Die zur Ausarbeitung des Tarifs gewählte Kommission arbeitete die Statuten aus, und am 19. Juni begann die Gewerkschaft ihre Existenz. Ungefähr um dieselbe Zeit wurde die Gewerkschaft der Kontoristen und der Buchhalter ins Leben gerufen. Neben diesen Organisationen, die fast offen (legal) existieren, entstanden vom Januar bis Oktober 1905 halbgesetzliche und ungesetzliche Gewerkschaften. Zu den ersteren gehört z. B. die der Apothekergehülfen und der Handelsangestellten. Unter den ungesetzlichen Gewerkschaften muß der Verein der Uhrmacher hervorgehoben werden, dessen erste geheime Sitzung am 24. April stattfand. Alle Versuche, eine allgemeine offene Versammlung einzuberufen, scheiterten an dem hartnäckigen Widerstand der Polizei und der Unternehmer in der Person der Handwerkskammer. Dieser Mißerfolg hat die Existenz der Gewerkschaft nicht verhindert. Sie hielt geheime Mitgliederversammlungen am 9. Juni und 14. August ab, abgesehen von den Sitzungen der Vorstände der Gewerkschaft. Die Schneider- und Schneiderinnengewerkschaft wurde im Frühling des Jahres 1905 in einer Versammlung im Walde gegründet, wo 70 Schneider anwesend waren. Nachdem die Frage der Gründung besprochen wurde, wählte man eine Kommission, die mit der Ausarbeitung des Statuts beauftragt wurde. Alle Versuche der Kommission, für die Gewerkschaft eine gesetzliche Existenz durchzusetzen, blieben erfolglos. Ihre Tätigkeit beschränkt sich auf die Agitation und Mitgliederwerbung in den einzelnen Werkstätten. Ein ähnliches Schicksal war der Schuhmachergewerkschaft beschieden. Im Juli wurde nachts in einem Walde außerhalb der Stadt

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