Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 2, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2004, S. 234

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der deutschen Genossinnen annehmen. Ich will Ihnen noch ein kleines Geheimnis anvertrauen. (Heiterkeit.) Als wir in Amsterdam[1] vier Jahre schmerzlicher Enttäuschung von der Tätigkeit des Internationalen Büros in Brüssel hinter uns hatten, waren wir uns schon klar, daß wir ein richtiges Internationales Büro nur bekommen würden, wenn wir es erstens nach Deutschland, zweitens nach Stuttgart und drittens in die Redaktion der „Gleichheit“ verlegten. Aber der Parteivorstand winkte mit einer ebenso kurzen wie deutlichen Handbewegung das Internationale Büro von Deutschland ab, und so mußten wir uns dieses Ideal versagen. Sie aber werden von sich dieses moralische Zentrum der Internationale gewinnen, und ich kann nur die Genossin Zetkin bewundern, daß sie auch diese Arbeitslast noch auf sich nimmt. Der Wunsch, das Internationale Sozialistische Frauenbüro nach Brüssel zu verlegen, konnte nur aus der Unkenntnis der Verhältnisse hervorgehen.[2] Glauben Sie nicht, daß Sie mit der Ablehnung des Gedankens etwas verlieren; sagen Sie nicht: „Es wär so schön gewesen, es hat nicht sollen sein!“ (Große Heiterkeit und Beifall.)

Vorwärts (Berlin),

Nr. 192 vom 18. August 1907.

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[1] Der Internationale Sozialistenkongreß in Amsterdam fand vom 14. bis 20. September 1904 statt.

[2] Die Konferenz beschloß, ein Internationales Frauensekretariat zu schaffen, das für eine umfassende Information über den Kampf der Proletarierinnen der einzelnen Länder sorgen sollte. Sekretärin des Sekretariats wurde Clara Zetkin. Zum Publikationsorgan wurde „Die Gleichheit“ bestimmt.