Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 2, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2004, S. 175

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doch kein Zweifel, daß unter den Lokalorganisierten sehr viele brave Genossen vorhanden sind, und es wäre unverantwortlich, wenn wir, um den Gewerkschaften in dieser Frage direkt zu dienen, den Zwist in unsere Reihen hineintrügen. Wir respektieren die Ansicht, daß die Lokalisten nicht den Zwist in den gewerkschaftlichen Organisationen so weit treiben sollen, daß sie die gewerkschaftliche Organisation dadurch unterbinden; aber im Namen der soviel gepriesenen Gleichberechtigung muß man doch mindestens dasselbe für die Partei anerkennen. Wenn wir die Anarchosozialisten, wie der Parteivorstand vorschlägt, aus der Partei direkt ausschließen, so geben wir damit ein trauriges Beispiel dafür, daß wir nur Energie und Entschlossenheit finden, um unsere Partei nach links abzugrenzen, daß wir nach rechts aber die Tore nach wie vor sehr weit offen lassen. („Sehr richtig!“)

Von Elm hat hier angeführt als ein Beispiel des anarchistischen Unsinns, daß in der „Einigkeit“[1] oder in einer Konferenz der Lokalorganisierten ausgesprochen sei, der Generalstreik wäre als das einzige Mittel des wirklichen revolutionären Klassenkampfes zu betrachten. Nun ist das selbstverständlich ein Unsinn und nichts anderes. Aber, werte Anwesende, es steht genausoweit entfernt von der sozialdemokratischen Taktik und von unseren Prinzipien, wenn David erklärt, die gesetzlichen, parlamentarischen Mittel sind die einzigen Mittel der Sozialdemokratie. („Sehr richtig!“) Man sagt uns, die Lokalisten, die Anarchosozialisten untergraben auf Schritt und Tritt durch ihre Agitation die sozialdemokratischen Grundsätze. Aber es ist genau ebenfalls eine Untergrabung sozialdemokratischer Grundsätze, wenn einer von den Zentralverbänden, wie Bringmann auf Eurer Konferenz im Februar[2], sich gegen das Prinzip des Klassenkampfes erklärte. (Widerspruch.) Der Anarchismus ist in unseren Reihen nichts anderes als eine Reaktion nach links gegen die Ausschreitungen nach rechts. („Sehr richtig!“) Wenn Sie den Anarchismus bekämpfen wollen, so bleiben Sie dabei doch treu unserem altbewährten Prinzip: Wegen Ansichten wird bei uns niemand ausgeschlossen. Wir wollen die Leute dadurch unschädlich machen und die ganze anarchosozialistische Bewegung dadurch untergraben, daß wir gegen den Opportunismus Front machen, denn er ist der eigentliche Nährvater der anarchistischen Seitensprünge. Wenn wir keinen von der äußersten Rechten

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[1] „Die Einigkeit“ war das Organ der anarchosyndikalistisdien Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften und erschien seit 1897.

[2] Die Konferenz der Vertreter der Vorstände der Zentralbehörde fand vom 19. bis 23. Februar 1906 in Berlin statt.