Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 2, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2004, S. 139

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zend ausgebaut, wenn sie lediglich die Industriearbeiter umfaßt und für das ganze große Heer der Landarbeiter unzugänglich ist, immer nur ein schwaches Teilbild der Lage des Proletariats im ganzen geben. Es wäre aber wiederum eine verhängnisvolle Illusion, zu glauben, daß die Zustände auf dem flachen Lande unveränderliche und unbewegliche seien, daß sowohl die unermüdliche Aufklärungsarbeit der Sozialdemokratie wie noch mehr die ganze innere Klassenpolitik Deutschlands nicht beständig die äußere Passivität des Landarbeiters unterwühlen und daß bei irgendeiner größeren allgemeinen Klassenaktion des deutschen Industrieproletariats, zu welchem Zweck sie auch unternommen sei, nicht auch das ländliche Proletariat in Aufruhr kommt. Dies kann sich aber ganz naturgemäß nicht anders als zunächst in einem allgemeinen stürmischen ökonomischen Kampf, in gewaltigen Massenstreiks der Landarbeiter äußern.

So verschiebt sich das Bild der angeblichen wirtschaftlichen Überlegenheit des deutschen Proletariats über das russische ganz bedeutend, wenn wir den Blick von der Tabelle der gewerkschaftlich organisierten Industrie- und Handwerksbranchen auf jene großen Gruppen des Proletariats richten, die ganz außerhalb des gewerkschaftlichen Kampfes stehen oder deren besondere wirtschaftliche Lage sich nicht in den engen Rahmen des alltäglichen gewerkschaftlichen Kleinkriegs hineinzwängen läßt. Wir sehen dann ein gewaltiges Gebiet nach dem anderen, wo die Zuspitzung der Gegensätze die äußerste Grenze erreicht hat, wo Zündstoff in Hülle und Fülle aufgehäuft ist, wo sehr viel „russischer Absolutismus“ in nacktester Form steckt und wo wirtschaftlich die allerelementarsten Abrechnungen mit dem Kapital erst nachzuholen sind.

Alle diese alten Rechnungen würden dann bei einer allgemeinen politischen Massenaktion des Proletariats unvermeidlich dem herrschenden System präsentiert werden. Eine künstlich arrangierte einmalige Demonstration des städtischen Proletariats, eine bloß aus Disziplin und nach dem Taktstock eines Parteivorstandes ausgeführte Massenstreikaktion könnte freilich die breiteren Volksschichten kühl und gleichgültig lassen. Allein eine wirkliche, aus revolutionärer Situation geborene, kräftige und rücksichtslose Kampfaktion des Industrieproletariats müßte sicher auf tieferliegende Schichten zurückwirken und gerade alle diejenigen, die in normalen, ruhigen Zeiten abseits des gewerkschaftlichen Tageskampfes stehen, in einen stürmischen allgemeinen ökonomischen Kampf mitreißen.

Kommen wir aber auch auf die organisierten Vordertruppen des deutschen Industrieproletariats zurück und halten uns anderseits die heute von der russischen Arbeiterschaft verfochtenen Ziele des ökonomischen

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