Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 759

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gewachsen. Dabei ist aber der absolute Lohn gar nicht gesunken. Ja es kann sogar vorkommen, daß die Lebenshaltung der Arbeiter erhöht wird, das heißt, die absoluten Löhne steigen, sagen wir um 10 Prozent, und zwar nicht bloß die Geldlöhne, sondern auch die reellen Lebensmittel der Arbeiter. Wenn aber die Produktivität der Arbeit in derselben Zeit oder bald darauf um 15 Prozent steigt, dann ist der Anteil der Arbeiter am Produkt, das heißt ihr relativer Lohn, tatsächlich gesunken, trotzdem der absolute Lohn gestiegen ist. Der Anteil des Arbeiters am Produkt hängt also von der Produktivität der Arbeit ab. Mit je weniger Arbeit seine Lebensmittel hergestellt werden, um so geringer sein relativer Lohn. Werden die Hemden, die er trägt, die Stiefel, die Mützen durch Fortschritte der Fabrikation mit weniger Arbeit hergestellt als früher, so mag er sich dieselbe Menge Hemden, Stiefel und Mützen mit seinem Lohn verschaffen können, er bekommt gleichwohl jetzt einen geringeren Teil des gesellschaftlichen Reichtums, der gesellschaftlichen Gesamtarbeit. Aber in den täglichen Gebrauch des Arbeiters gehen in gewissen Mengen alle möglichen Produkte und Rohstoffe ein. Denn nicht bloß die Hemdenfabrikation verbilligt die Lebenshaltung des Arbeiters, sondern auch die Baumwollfabrikation, die für die Hemden Stoff liefert, und die Maschinenindustrie, die die Nähmaschinen liefert, und die Garnindustrie, die das Garn verschafft. Ebenso verbilligen die Lebensmittel des Arbeiters nicht bloß die Fortschritte in der Bäckerei, sondern auch die amerikanische Landwirtschaft, die das Getreide massenhaft liefert, und die Fortschritte im Eisenbahn- und Dampfschiffverkehr, die das Getreide von Amerika nach Europa schaffen usw. So führt jeder Fortschritt der Industrie, jede Steigerung der Produktivität der menschlichen Arbeit dazu, daß der Lebensunterhalt der Arbeiter im-mer'weniger Arbeit kostet. Der Arbeiter muß also einen immer geringeren Teil seines Arbeitstages für die Ersetzung seines Lohnes verwenden, und immer größer wird der Teil, worin er unbezahlte Arbeit, Mehrwert für den Kapitalisten schafft.

Aber der ständige, unaufhörliche Fortschritt der Technik ist eine Notwendigkeit, eine Lebensbedingung für die Kapitalisten. Die Konkurrenz zwischen den einzelnen Unternehmern zwingt jeden von ihnen dazu, seine Produkte möglichst billig, das heißt mit möglichster Ersparnis der menschlichen Arbeit, herzustellen. Und hat irgendein Kapitalist in seiner Fabrik ein neues, verbessertes Verfahren eingeführt, so zwingt dieselbe Konkurrenz alle anderen Unternehmer derselben Branche, gleichfalls die Technik zu verbessern, um sich nicht aus dem Felde, das heißt vom Warenmarkt schlagen zu lassen. Dies drückt sich nach außen hin sichtbar [aus] in der

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