Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 251

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heitlichen Organismus mit gesellschaftlicher Arbeitsteilung, die auf die ganze Mannigfaltigkeit des Naturreichtums und der Produktionsbedingungen der Erdkugel gestützt ist, in der Hauptsache auf die ordinäre Sorge des Kaufmanns um den „Markt“ reduziert werden. Die fundamentale Rolle der unumschränkten Versorgung der kapitalistischen Industrie mit Nahrungsmitteln, mit Roh- und Hilfsstoffen und Arbeitskräften, die genauso auf den Weltmarkt berechnet ist wie der Absatz der fertigen Waren, wird bei der Fiktion von den drei sich selbst genügenden Weltreichen Wagners und Schmollers: England mit Kolonien, Rußland und Vereinigte Staaten, die Struve übernimmt, ganz übersehen oder künstlich eingeengt. Die Geschichte der englischen Baumwollindustrie allein, die in sich die abgekürzte Geschichte des Kapitalismus im ganzen einschließt und deren Schauplatz während des ganzen 19. Jahrhunderts fünf Weltteile waren, ist auf jedem Schritt ein Hohn auf diese professorale Kinderstubenvorstellung, deren einziger realer Sinn darin liegt, daß sie die gewundene theoretische Rechtfertigung des Schutzzollsystems liefert.

Zweiundzwanzigstes Kapitel. Bulgakow und seine Ergänzung der Marxschen Analyse

Der zweite Kritiker der „volkstümlerischen“ Skepsis, S. Bulgakow, lehnt sofort die Struveschen „dritten Personen” als Rettungsanker der kapitalistischen Akkumulation rundweg ab. Er hat für sie nur ein Achselzucken. „Die Mehrheit der Ökonomen (bis Marx)“, sagt er, „löste die Frage in dem Sinne, daß irgendwelche ‚dritten Personen‘ nötig seien, um als Deus ex machina den gordischen Knoten zu durchhauen, d. h. den Mehrwert zu verzehren. Als solche Personen treten bald luxustreibende Grundbesitzer auf (wie bei Malthus), bald luxustreibende Kapitalisten, bald der Militarismus u. dgl. mehr. Ohne solche außerordentlichen Mittel könne der Mehrwert keinen Absatz finden: er werde auf den Märkten festgefahren und rufe Überproduktion und Krisen hervor.“[1] „So nimmt Herr Struve an, daß die kapitalistische Produktion sich in ihrer Entwicklung auf die Konsumtion irgendwelcher phantastischer dritter Personen stützen könne. Wo liegt denn aber die Quelle der Kaufkraft dieses grand public, dessen spezielle Bestimmung es ist, den Mehrwert zu verzehren?“[2] Bul-

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[1] S. Bulgakow Ober die Absatzmärkte der kapitalistischen Produktion. Eine theoretische Studie, Moskau 1897, S. 15. – Im Original mit *.

[2] l. c., S. 32, Fußnote. – [Fußnote im Original]