Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 296

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tiv begrenzt ist, indem die Produktion von konstantem Kapital nie seiner selbst willen stattfindet, sondern nur, weil mehr davon gebraucht wird in den Produktionssphären, deren Produkte in die individuelle Konsumtion eingehn.“[1]

Nach dem Schema im zweiten Bande, an das sich Tugan-Baranowski allein klammert, ist freilich der Markt mit der Produktion identisch. Den Markt erweitern heißt hier die Produktion erweitern, denn die Produktion ist sich hier selbst ausschließlicher Markt (die Konsumtion der Arbeiter ist nur ein Moment der Produktion, nämlich Reproduktion des variablen Kapitals). Daher hat Ausdehnung der Produktion und des Marktes eine und dieselbe Schranke: die Größe des gesellschaftlichen Kapitals oder die Stufe der bereits erreichten Akkumulation. Je mehr Mehrwert – in Naturalform des Kapitals – ausgepreßt worden ist, desto mehr kann akkumuliert werden, und je mehr akkumuliert wird, um so mehr kann Mehrwert in Kapitalgestalt, die seine Naturalgestalt ist, untergebracht, realisiert werden. Nach dem Schema existiert also der in der Analyse des dritten Bandes gekennzeichnete Widerspruch nicht. Es liegt hier – im Prozeß, wie er im Schema dargestellt ist – gar keine Notwendigkeit vor, den Markt über die Konsumtion der Kapitalisten und Arbeiter hinaus beständig auszudehnen, und die beschränkte Konsumtionsfähigkeit der Gesellschaft ist gar kein Hindernis für einen glatten Fortgang und die unumschränkte Ausdehnungsfähigkeit der Produktion. Das Schema läßt wohl Krisen zu, aber ausschließlich aus Mangel an Proportionalität der Produktion, d. h. aus Mangel an gesellschaftlicher Kontrolle über den Produktionsprozeß. Es schließt dagegen den tiefen fundamentalen Widerstreit zwischen Produktionsfähigkeit und Konsumtionsfähigkeit der kapitalistischen Gesellschaft aus, der sich gerade aus der Kapitalakkumulation ergibt, der sich periodisch in Krisen Luft macht und der das Kapital zur beständigen Markterweiterung antreibt.

Sechsundzwanzigstes Kapitel. Die Reproduktion des Kapitals und ihr Milieu

Das Marxsche Schema der erweiterten Reproduktion vermag uns also den Prozeß der Akkumulation, wie er in der Wirklichkeit vorgeht und sich geschichtlich durchsetzt, nicht zu erklären. Woran liegt das? An nichts an-

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[1] Das Kapital, Bd. III, Teil 1, S. 289. [Karl Marx: Das Kapital, Dritter Band. In Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Bd. 25, S. 316 f. – [Fußnote im Original]