Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 727

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Nachdem die Warenwirtschaft die herrschende Form der Produktion in Europa wenigstens in den Städten geworden war, im 18. Jahrhundert, fangen die Gelehrten an, die Frage zu untersuchen, worauf diese Wirtschaft, das heißt der allgemeine Austausch, beruht. Aller Austausch wird durch das Geld vermittelt, und der Wert jeder Ware im Austausch hat einen Geldausdruck. Was bedeutet nun dieser Geldausdruck, und worauf beruht der Wert jeder Ware im Handel? Das waren die ersten Fragen, die die Nationalökonomie untersuchte. In der zweiten Hälfte des 18. und im Anfang des 19. Jahrhunderts wurde nun die große Entdeckung von den Engländern Adam Smith und David Ricardo gemacht, daß der Wert jeder Ware nichts anderes als die in ihr steckende menschliche Arbeit ist, daß sich also beim Austausch der Waren gleiche Mengen verschiedener Arbeit gegeneinander austauschen. Das Geld ist nur der Vermittler dabei und drückt im Preise nur die entsprechende Menge Arbeit aus, die in jeder Ware steckt. Es erscheint eigentlich als eine merkwürdige Sache, daß hier von einer großen Entdeckung gesprochen werden kann, da doch, wie man glauben sollte, nichts klarer und selbstverständlicher ist, als daß der Austausch von Waren auf der [in] ihnen steckenden Arbeit beruht. Allein der Ausdruck des Warenwerts in Gold, der allgemeine und ausschließliche Gewohnheit geworden war, verdeckte diese natürliche Sache. In der Tat, wenn ich sage, der Schuster und der Bäcker tauschen ihre Produkte gegeneinander aus, so ist noch naheliegend und sichtbar, daß der Tausch deshalb zustande kommt, weil trotz des verschiedenen Gebrauchs das eine so gut Arbeit gekostet hat wie das andere, das eine also das andere wert ist, sofern sie gleiche Zeit in Anspruch genommen haben. Wenn ich aber sage, ein Paar Schuhe kosten 10 Mark, so ist zunächst dieser Ausdruck, wenn man ihn näher überlegt, etwas ganz Rätselhaftes. Was haben denn ein Paar Schuhe mit den 10 Mark gemein, worin sind sie sich denn gleich, um sich gegeneinander auszutauschen? Wie kann man so verschiedene Dinge überhaupt miteinander vergleichen? Und wie kann man im Tausch für ein nützliches Produkt wie die Schuhe einen so unnützen und sinnlosen Gegenstand wie die gestempelten Gold- oder Silberscheibchen nehmen? Wie kommt es endlich, daß gerade diese unnützen Metallscheibchen die Zauberkraft besitzen, alles in der Welt in Tausch zu kriegen? Nun, alle diese Fragen ist es den großen Schöpfern der Nationalökonomie, den

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[1] Randnotiz R.L.: NB. Geldillusionen: Jagd nach Gold – Entdeckung Amerikas. Merkantilpolitik Karls V. Alchemie (Gold).