Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 66

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beit auf die Herstellung des fixen Kapitals verwendet (was ja praktisch ausgeschlossen), sie in den übrigen Produktionssphären jedes Jahr eine Erweiterung der Produktion vornehmen muß. Hält sie aber hier nur die einfache Reproduktion ein, dann muß sie zur bloßen Erneuerung des einmal geschaffenen fixen Kapitals nur einen geringen Teil der zu seiner Schaffung angewandten Arbeit verausgaben. Oder – um die Sache umgekehrt zu formulieren – die Gesellschaft muß von Zeit zu Zeit, um sich große Anlagen fixen Kapitals zu schaffen, auch unter Voraussetzung der einfachen Reproduktion im ganzen periodisch erweiterte Reproduktion anwenden.

Mit dem Kulturfortschritt wechselt nicht bloß die Gestalt, sondern auch der Wertumfang der Produktionsmittel – richtiger: die in ihnen aufgespeicherte gesellschaftliche Arbeit. Die Gesellschaft erübrigt außer der zu ihrer unmittelbaren Erhaltung notwendigen Arbeit immer mehr Arbeitszeit und Arbeitskräfte, die sie zur Herstellung von Produktionsmitteln in immer größerem Umfang verwendet. Wie kommt dies nun im Reproduktionsprozeß zum Ausdruck? Wie schafft die Gesellschaft – kapitalistisch gesprochen – aus ihrer jährlichen Arbeit mehr Kapital, als sie ehedem besaß? Diese Frage greift in die erweiterte Reproduktion hinüber, mit der wir uns hier noch nicht zu befassen haben.

Fünftes Kapitel. Die Geldzirkulation

Bis jetzt haben wir bei der Betrachtung des Reproduktionsprozesses von der Geldzirkulation ganz abgesehen. Nicht vom Geld als Wertdarstellung und Wertmesser; alle Verhältnisse der gesellschaftlichen Arbeit wurden vielmehr als in Geld ausgedrückt angenommen und gemessen. Nun ist es auch notwendig, das gegebene Schema der einfachen Reproduktion vom Standpunkte des Geldes als Austauschmittel zu prüfen.

Wie schon der alte Quesnay annahm, muß zum Verständnis des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses im Besitz der Gesellschaft außer gewissen Produktions- und Konsumtionsmitteln noch eine gewisse Geldsumme vorausgesetzt werden.[1] Es fragt sich zweierlei: in wessen Händen und wie groß die Summe sein muß. Das erste, was außer Zweifel ist, ist

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[1] In seiner siebenten Betrachtung zum „Tableau“ sagt Quesnay, nachdem er gegen die merkantilistische Theorie vom Geld, das mit Reichtum identisch sei, polemisiert hat: „La masse d’argent ne peut accroitre dans une nation qu’autant que cette reproduction elle-même s’y accroit; autrement, l’accroissement de la masse d’argent ne pourrait se faire qu’au préjudice de la reproduction annuelle des richesses ... Ce n’est donc pas par le plus ou le moins d’argent qu’on doit juger de l’opulence des Etats: aussi estime-t-on qu’un pécule, égal au revenu des propriétaires des terres, est beaucoup plus que suffisant pour une nation agricole où la circulation se fait régulièrement et où le commerce s’exerce avec confiance et en pleine liberté.“ (Analyse du Tableau économique, Ausgabe Oncken, S. 324 f.) – [Fußnote im Original]