Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 75

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Kapitalisten der Lebensmittelabteilung, die sich kasteien sollen, nicht etwa, um ihre eigene Mehrwertproduktion zu erweitern, sondern damit Lebensmittel genug da sind für die Arbeiter der Goldproduktion.

Für diese christliche Tugend werden aber die Kapitalisten der Abteilung II schlecht genug belohnt. Nicht bloß können sie trotz „Abstinenz“ keine Erweiterung ihrer Produktion vornehmen, sondern sie sind nicht einmal in der Lage, ihre Produktion im früheren Umfang in Angriff zu nehmen. Denn mag der entsprechende „Warenwert“ auch aus II m in II c übertragen werden, es kommt nicht bloß auf Wert, sondern auf sachliche, konkrete Gestalt dieses Wertes an, und da jetzt ein Teil des Produkts von I in Geld besteht, das nicht als Produktionsmittel gebraucht werden kann, so kann II trotz Abstinenz sein konstantes Kapital sachlich nicht in vollem Umfang erneuern. Und so wäre die Voraussetzung des Schemas – einfache Reproduktion – nach zwei Richtungen verletzt: Aufschatzung des Mehrwertes und Defizit des konstanten Kapitals. Diese von Marx erzielten Resultate beweisen selbst, daß die Goldproduktion unmöglich in einer der beiden Abteilungen seines Schemas untergebracht werden kann, ohne das Schema selbst umzuschmeißen. Dies schon auf Grund des ersten Austausches zwischen den Abteilungen I und II. Die Untersuchung über den Austausch von neuproduziertem Gold innerhalb des konstanten Kapitals der Abteilung I, die sich. Marx vorgenommen hatte, fand sich im Manuskript nicht, wie Fr. Engels (Kap. II, S. 449, Fußnote 55 [Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 469.]) hervorhebt. Sie hätte die Unzuträglichkeiten noch gesteigert. Übrigens bestätigt Marx selbst unsere Auffassung und erschöpft die Frage mit zwei Worten, wenn er so knapp wie treffend sagt: „Geld an sich selbst ist kein Element der wirklichen Reproduktion.“[1]

Eine Darstellung der Geldproduktion als gesonderte dritte Abteilung der gesellschaftlichen Gesamtproduktion hat noch einen gewichtigen Grund. Das Marxsche Schema der einfachen Reproduktion hat Geltung als Grundlage und Ausgangspunkt des Reproduktionsprozesses nicht bloß für die kapitalistische, sondern – mutatis mutandis – auch für jede geregelte planmäßige Wirtschaftsordnung, z. B. für die sozialistische. Die Geldproduktion hingegen fällt mit der Warenform der Produkte, d. h. mit dem Privateigentum an Produktionsmitteln, weg. Sie bildet die „falschen Kosten“ der anarchischen Wirtschaftsweise des Kapitalismus, eine spezifische Last der privatwirtschaftlichen Gesellschaft, die in der jährlichen

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[1] Das Kapital, Bd. II, S. 466. [Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 486.] – [Fußnote im Original]