nen, geben würde.“[1] Dabei erfordert die Banane die geringste Mühe vom Menschen, sie bedarf nur ein- oder zweimaliger leichter Aufrüttelung der Erde um die Wurzeln. „Am Fuße der Kordilleren, in den feuchten Tälern der Intendantschaften von Veracruz, von Valladolid oder Guadalajara“, sagt weiter Humboldt, „braucht ein Mann nur zwei Tage in der Woche sich mit harter Arbeit zu beschäftigen, um eine ganze Familie zu ernähren.“[2] Es ist klar, daß hier die Produktivität der Arbeit an sich eine Ausbeutung wohl ermöglicht, und ein Gelehrter mit echt kapitalistischer Seele, wie Malthus, ruft auch mit Tränen bei der Beschreibung dieses irdischen Paradieses: „Welch enorme Mittel zur Produktion unendlicher Reichtümer!“[3] Das heißt mit anderen Worten: Wie herrlich ließe es sich aus der Arbeit dieser Bananenfresser für rührige Unternehmer Gold schlagen, wenn man diese Faulenzer zur Arbeit anspannen könnte. Aber was sahen wir in Wirklichkeit? Die Einwohner dieser begnadeten Gegenden dachten nicht daran, für Anhäufung von Geld zu schanzen, sondern sahen nur ein bißchen hie und da nach den Bäumen, ließen sich ihre Bananen schmecken, und die viele freie Zeit lagen sie in der Sonne und freuten sich des Lebens. Humboldt sagt auch sehr bezeichnend: „Oft hört man in den spanischen Kolonien die Behauptung wiederholen, daß sich die Bewohner der heißen Gegend (Tierre caliente) so lange nicht aus dem Zustand von Apathie, in welchen sie seit Jahrhunderten versunken sind, erheben könnten, als kein königlicher Befehl die Zerstörung der Bananas-Pflanzungen (Platanares) verordnete.“[4] [Hervorhebung – R. L.] Diese vom europäischen kapitalistischen Standpunkt sogenannte „Apathie“ ist eben der Geisteszustand aller Völker, die noch in den Verhältnissen des primitiven Kommunismus leben, in denen als Zweck der menschlichen Arbeit bloß die Befriedigung der natürlichen Bedürfnisse des Menschen und nicht die Anhäufung von Reichtümern erscheint. Solange aber diese Verhältnisse vorherrschen, kann bei der größten Produktivität der Arbeit an eine Ausbeutung der einen Menschen durch die anderen, an die Verwendung der menschlichen Arbeitskraft zur Produktion von Mehrarbeit nicht gedacht werden.
Allein der moderne Unternehmer hat diese angenehme Eigenschaft der menschlichen Arbeitskraft nicht als erster entdeckt. Tatsächlich sehen wir
[1] Ebenda, S. 22.
[2] Ebenda, S. 24.
[3] Thomas Robert Malthus: Principles of Political Economy Consideread. With a View To Their Practical Application, London 1820, S. 383.
[4] Friedrich Alexander von Humboldt: Versuch über den politischen Zustand des Königreiches Neu-Spanien, Dritter Band, Tübingen 1812, S. 23 f.