Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 725

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Zweck: als Vermittler im Austausch anderer Waren zu dienen. Und deshalb gerade kommt erst in dem an sich sinnlosen und zwecklosen Gegenstand: in der Goldmünze, der rein gesellschaftliche Charakter des Geldes, der allgemeinen Ware, zum reinsten und reifsten Ausdruck.

Die Folgen der endgültigen Ausbildung des Geldes in der Metallfarm sind: starke Verbreitung des Handels und Verfall aller Gesellschaftsverhältnisse, die früher nicht auf den Handel, sondern auf den Selbstverbrauch gerichtet waren.[1] Die alte kommunistische Gemeinde wird durch den Handel zerrüttet, denn dieser beschleunigt die Ungleichheit des Vermögens unter ihren Mitgliedern, den Zusammenbruch des Gemeineigentums und schließlich den Zerfall der Gemeinde selbst [2] Die kleine freie Bauernwirtschaft, die zuerst nur für sich alles produziert und nur den Überfluß verkauft, um das Geld in den Strumpf zu tun, wird nach und nach, namentlich durch die Einführung der Geldsteuern, gezwungen, schließlich ihr ganzes Produkt zu verkaufen, um hinterher nicht nur Nahrung, Kleidung, Hausgeräte, sondern sogar das Korn zur Aussaat zu kaufen. Das Beispiel einer solchen Verwandlung der Bauernwirtschaft aus einer für den Eigenbedarf produzierenden in eine für den Markt produzierende und dadurch ganz ruinierte haben wir erst vor unseren Augen in den letzten Jahrzehnten in Rußland erlebt. In der altertümlichen Sklaverei bringt der Handel eine tiefe Veränderung mit sich. Solange die Sklaven nur zur Hauswirtschaft gebraucht wurden, zu landwirtschaftlichen oder Handwerksarbeiten für den Bedarf des Herrn und seiner Familie, trug die Sklaverei noch einen patriarchalischen, milden Charakter. Erst wie die Griechen und später die Römer in den Geschmack des Geldes gekommen waren und für den Handel produzieren ließen, beginnt eine unmenschliche Schinderei der Sklaven, die schließlich zu den Massenaufständen der Sklaven führte, die zwar an sich ganz aussichtslos, aber Vorboten und deutliche Zeichen waren, daß die Sklaverei sich überlebt, eine unhaltbare Ordnung geworden war.[3] Genau dasselbe wiederholt sich im Mittelalter mit den Fronverhältnissen. Zuerst waren sie ein Schutzverhältnis, für das die Bauernschaft dem adeligen Schutzherrn eine ganz bestimmte mäßige Abgabe in Naturprodukten oder Arbeitsleistung schuldete, die zum Eigenbedarf der Herrschaft dienten. Später, als der Adel die Annehmlichkeiten des Geldes kennengelernt hatte, wurden die Leistungen und Abgaben zum

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[1] Randnotiz R. L.: NB. Ersatz der Nutzmetalle durch Edelmetalle nb. Gold.

[2] Randnotiz R. L.: Ausführlicher.

[3] Randnotiz R. L.: Karl Marx: Das Kapital, Bd. I, S. 197. [Karl Marx: Das Kapital, Erster Band. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Bd. 23, S. 249 f.]