Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 723

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wirtschaft bekommen nun die Metalle, Eisen und Kupfer, eine hervorragende Bedeutung in der Wirtschaft, zum Teil als Stoff für Herstellung der Waffen, noch mehr aber als Stoff für landwirtschaftliche Arbeitsmittel. Das Metall wird mit seiner vermehrten Herstellung und verbreitetem Gebrauch allgemeine Ware und verdrängt das Vieh aus dieser Rolle. Zunächst wird es allgemeine Ware, eben weil es wegen seinem natürlichen Gebrauch – als Stoff für allerlei Werkzeuge – allgemein nützlich und begehrt ist. Auf diesem Stadium wird es auch als roher Stoff, in Barren und nur nach Gewicht, im Handel verwendet. Bei den Griechen war das Eisen, bei den Römern das Kupfer im allgemeinen Gebrauch, bei den Chinesen ein Gemisch von Kupfer und Blei. Erst viel später kommen in Gebrauch und auch in Handelsverkehr die sogenannten Edelmetalle: Silber und Gold. Doch auch diese werden noch sehr lange in ihrem rohen Zustande, ungemünzt, nach Gewicht, in Handel genommen.[1] Hier ist also noch sichtbar die Herkunft der allgemeinen Ware, der Geldware von einem einfachen zu irgendeinem Gebrauch nützlichen Produkt. Das einfache Stück Silber, das heute im Handel für Mehl gegeben wurde, mochte morgen noch direkt zur Anfertigung eines glänzenden Ritterschildes verwendet werden. Der ausschließliche Gebrauch des Edelmetalles als Geld, das heißt das gemünzte Geld war weder bei den alten Hindus noch bei den Ägyptern, noch auch bei den Chinesen bekannt. Auch die alten Juden kannten nur erst die Metallstücke nach Gewicht. So zahlte Abraham, wie es im Alten Testament heißt, als er bei Hebron die Grabstätte für Sara kaufte, wohlgewogene 400 Schekel Handelssilber. Man nimmt an, daß das Geldmünzen erst im 10. oder gar im B. Jahrhundert v. Chr. aufgekommen ist, und zwar war dies zuerst von Griechen eingeführt. Von diesen lernten es die Römer, die ihre ersten Silber- und Goldmünzen im 3. Jahrhundert v. Chr. verfertigten.[2] Mit dem Prägen von Geldstücken aus Gold und Silber erreicht die lange, Jahrtausende zählende Geschichte der Entwicklung des Austausches ihre vollste und reifste, endgültige Form.

Wir haben gesagt, daß das Geld, das heißt die allgemeine Ware, bereits ganz ausgebildet war, bevor man überhaupt die Metalle zum Geldanfertigen verwendete. Schon in der Viehform zum Beispiel hat das Geld tatsächlich genau dieselben Funktionen im Austausch wie heute die Goldmünze: als Vermittler der Tauschgeschäfte, als Wertmesser, als Schatz-

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[1] Randnotiz R. L.: Warum Edelmetalle bei der Rolle geblieben?

[2] Randnotiz R. L.: Sieber [N. J. Siber: Dawid Rikardo i Karl Marks b ich obstschestwenno – ekonomitscheskich issledowanijach. In: Isbrannyje ekonomitsdseskije proiswedenija w dwuch tomach, Bd. 1, Moskau 1959], S. 247.