mitiven Gemeinde unbekannt ist, so vollzog sich auch der erste Tauschhandel nicht innerhalb der Gemeinde oder des Stammes, sondern außerhalb, nicht zwischen den Mitgliedern eines und desselben Stammes, einer und derselben Gemeinde, sondern zwischen verschiedenen Stämmen und Gemeinden, wo sie miteinander in Berührung kamen. Und zwar ist es hier nicht etwa ein einzelnes Mitglied eines Stammes, das mit einem anderen Stammfremden handelt, sondern es sind die Stämme, die Gemeinden als ganze, die miteinander in Tauschhandel treten, wobei sie durch ihre Oberhäupter handeln. Jene landläufige Vorstellung der Gelehrten der Nationalökonomie von einem Urjäger und Urfischer, die in der ersten Morgendämmerung der menschlichen Kultur in den Urwäldern Amerikas miteinander ihre Fische und ihr Wild austauschen, ist also ein doppeltes historisches Trugbild. Nicht nur existierten in den Urzeiten, wie wir gesehen, keine isolierten, für sich lebenden und arbeitenden Individuen, sondern auch ein Tauschhandel zwischen Einzelmensch und Einzelmensch hat sich erst um Jahrtausende später herausgebildet. Zunächst kennt die Geschichte nur miteinander handeltreibende Stämme und Völker. „Wilde Völker“, sagt Lafitau in seinem Werke über die amerikanischen Wilden, „treiben fortwährend Tausch miteinander. Ihr Handel hat das Gemeinsame mit dem Handel des Altertums, daß er einen unmittelbaren Austausch von Produkten gegen Produkte darstellt. Jedes von diesen Völkern besitzt etwas, was die anderen nicht haben, und der Handel überträgt alle diese Dinge von einem Volk zum anderen. Dahin gehören Korn, Töpferwaren, Pelze, Tabak, Decken, Kähne, wildes Rindvieh, Hausgerätschaften, Amulette, Baumwolle, mit einem Wort alles, was zum Unterhalt des menschlichen Lebens gebraucht wird ... Ihr Handel wird mit dem Haupt des Stammes geführt, welches das ganze Volk vertritt.“[1]
Ferner, wenn wir bei unserer früheren Darlegung den Austausch mit einem Einzelfall – dem Tausch zwischen Schuster und Bäcker – begannen und dies als etwas Zufälliges behandelten, so entspricht auch dies der strengen historischen Wahrheit. Im Anfang ist der Austausch zwischen den einzelnen wilden Stämmen und Völkern etwas rein Zufälliges, Unregelmäßiges; auch hängt es von den mehr zufälligen Begegnungen und Berührungen unter ihnen ab. Deshalb sehen wir den regelmäßigen Tauschhandel am frühesten bei den Nomadenvölkern aufkommen, weil sie durch
[1] [Lafitau:] Moeurs des sauvages américains comparées aux moeurs des premiers temps, [Paris] 1724, Bd. II, S. 322 f„ zit. nach: Sieber [N. J. Siber: Dawid Rikardo i Karl Marks b ich obstschestwenno – ekonomitscheskich issledowanijach. In: Isbrannyje ekonomitscheskije proiswedenija w dwuch tomach, Bd. 1, Moskau 1959], S. 245. – [Fußnote im Original]