Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 711

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dern, mit Hüten, mit Korn allein. Aber Vieh als Grundlage der Wirtschaft sichert jedenfalls die Existenz der Gesellschaft: Es liefert Fleisch, Milch, Häute, Arbeitskraft usw. Besteht doch bei den zahlreichen Nomadenvölkern der ganze Reichtum überhaupt in Viehherden. Auch jetzt leben noch oder lebten wenigstens bis vor kurzem die Negerstämme Afrikas fast ausschließlich von Viehzucht. Nehmen wir nun an, daß in unserer Gemeinde das Vieh ein vielbegehrtes Stück Reichtum sei, wenn auch nicht einziges, sondern nur ein bevorzugtes unter vielen anderen Produkten, die in der Gesellschaft hergestellt werden. Der Viehzüchter verwendet hier seine Privatarbeit auf Produktion von Vieh, wie der Schuster auf Stiefel, der Weber auf Leinwand etc. Nur erfreut sich das Produkt des Viehzüchters nach unserer Annahme vor allen anderen einer allgemeinen unbeschränkten Beliebtheit, weil es allen am unentbehrlichsten und wichtigsten scheint. Vieh ist also für jedermann eine willkommene Bereicherung. Da wir dabei bleiben, daß in unserer Geseilschaft nichts und von niemand anders erlangt werden kann als im Wege des Tausches, so kann man sich offenbar auch das vielbegehrte Vieh vom Viehzüchter nicht anders verschaffen als durch den Austausch gegen ein anderes Arbeitsprodukt. Da aber, wie vorausgesetzt, jedermann gern Vieh haben möchte, so bedeutet dies, daß jedermann jederzeit seine Produkte gern gegen Vieh hingeben würde. Für Vieh kann man also auch umgekehrt jederzeit jede Art Produkte haben. Wer also Vieh hat, hat nur zu wählen, denn alles steht zu seiner Verfügung. Und gerade deshalb will umgekehrt jeder sein besonderes Arbeitsprodukt gegen keine anderen mehr als gegen Vieh eintauschen; denn hat er Vieh, dann hat er alles, weil er ja für Vieh jederzeit alles kriegt. Hat sich das nach einiger Zeit allgemein klar gezeigt und [ist das] zur Gewohnheit geworden, dann ist das Vieh allmählich zur allgemeinen Ware geworden, das heißt zu der einzigen unbeschränkt und allgemein begehrten, austauschbaren Ware. Und als solche allgemeine Ware vermittelt nun das Vieh den Austausch zwischen allen anderen Spezialwaren. Der Schuster nimmt nun für seine Stiefel vom Bäcker nicht etwa direkt Brot, sondern Vieh; denn er kann sich dann mit Vieh Brot und alles mögliche kaufen, wann er will. Auch kann ihm jetzt der Bäcker die Stiefel mit Vieh bezahlen, weil er ja für sein eigenes Produkt, das Brot, gleichfalls von anderen, vom Schlosser, Viehzüchter, Fleischer, Vieh gekriegt hat. Jeder nimmt für sein eigenes Produkt von anderen Vieh und zahlt wieder mit selbigem Vieh, wenn er die Produkte anderer haben will. So geht das Vieh aus einer Hand in die andere, es vermittelt jeden Tausch, es ist das geistige Band zwischen den einzelnen Warenproduzenten. (Und

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