Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 71

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worfen wird, so folgt daraus, daß die Kapitalisten auch zur Realisierung ihres eigenen Mehrwerts das Geld selbst vorschießen müssen. Die Sache sieht so aus, als wenn sich die Kapitalisten als Klasse ihren eigenen Mehrwert mit eigenem Geld bezahlen müßten, und da das entsprechende Geld auch noch vor der jeweiligen Realisierung des Produkts jeder Produktionsperiode, bereits von früher her, im Besitze der Kapitalistenklasse sein muß, so kann es auf den ersten Blick scheinen, daß die Mehrwertaneignung nicht, wie tatsächlich, auf unbezahlter Arbeit der Lohnarbeiter beruht, sondern ein Resultat des bloßen Warenaustausches ist, zu dem die Kapitalistenklasse selbst das Geld im gleichen Betrage liefert. Eine kurze Überlegung verscheucht den falschen Schein. Nach dem allgemeinen Ablauf der Zirkulation befindet sich die Kapitalistenklasse nach wie vor im Besitz ihres Geldbetrages, der zu ihr zurückkehrt oder in ihren Händen bleibt, während sie außerdem Lebensmittel in gleichem Betrage erworben und verzehrt hat – wir bleiben wohlgemerkt immer bei der Hauptvoraussetzung des Reproduktionsschemas: einfache Reproduktion, d. h. Erneuerung der Produktion im alten Umfang und Verwendung des ganzen produzierten Mehrwerts zu persönlichen Konsumtionszwecken der Kapitalistenklasse.

Der falsche Schein verschwindet übrigens ganz, wenn wir nicht bei einer Reproduktionsperiode stehenbleiben, sondern mehrere Perioden in ihrer Aufeinanderfolge und gegenseitigen Verschlingung betrachten. Das, was die Kapitalisten heute als Geld zur Realisierung ihres eigenen Mehrwertes in die Zirkulation werfen, ist nämlich nichts anderes als die Geldgestalt ihres Mehrwertes aus der vergangenen Produktionsperiode. Wenn der Kapitalist zum Ankauf seiner Lebensmittel Geld aus der eigenen Tasche vorschießen muß, während sein neuproduzierter Mehrwert in ungenießbarer Naturalform oder dessen genießbare Naturalform in fremden Händen sich befindet, so kam andererseits das Geld, das er jetzt sich selbst vorschießt, in seine Tasche als Resultat der Realisierung seines Mehrwertes aus der vorigen Periode. Und dieses Geld wird zu ihm wieder zurückkehren, wenn er seinen neuen in Warenform steckenden Mehrwert realisiert hat. Im Laufe mehrerer Perioden ergibt sich also, daß die Kapitalistenklasse regelmäßig aus der Zirkulation außer allen Naturalformen ihres Kapitals auch noch ihre eigenen Konsummittel herausfischt, wobei aber ihr ursprünglicher Geldbetrag ständig in ihrem Besitz unverändert bleibt.

Für den Einzelkapitalisten ergibt sich aus der Betrachtung der Geldzirkulation, daß er nie sein Geldkapital zum vollen Betrag in Produk-

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