Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 578

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Arbeitende selbst zum Eigentum des Nichtarbeitenden geworden. Doch aus diesem Herrschaftsverhältnis ergibt sich auch die strengste Planmäßigkeit und Organisation der Wirtschaft, des Arbeitsprozesses, der Verteilung. Der bestimmende Wille des Herrn ist ihre Grundlage, die Peitsche des Sklavenaufsehers ihre Sanktion.

In dem feudalen Fronhof des Mittelalters bekommt die despotische Organisation der Wirtschaft schon früh das Gesicht eines ausführlichen, im voraus ausgearbeiteten Kodex, worin der Arbeitsplan, die Arbeitsteilung, die Pflichten wie die Ansprüche eines jeden klar und fest umrissen sind. An der Schwelle dieser Geschichtsperiode steht jenes schöne Dokument, das wir bereits kennengelernt haben: das „Capitulare de villis“ Karls des Großen, das noch heiter und sonnig in der Fülle der leiblichen Genüsse schwelgt, auf die allein die Wirtschaft gerichtet ist. An ihrem Ende steht der düstere Kodex der Fronden und Abgaben, der, durch die entfesselte Geldgier der Feudalherren diktiert, im 16. Jahrhundert[1] in den Deutschen Bauernkrieg[2] mündet, um noch ein paar Jahrhunderte später den französischen Bauern zu jenem elenden, halbvertierten Wesen zu machen, das erst durch die gellende Alarmglocke der großen Revolution zum Kampf um seine Menschen- und Bürgerrechte aufgerüttelt wird. Aber solange der Besen der Revolution den Feudalhof nicht weggefegt hatte, war es selbst in jenem Elend das unmittelbare Herrschaftsverhältnis, das die Zusammenhänge der feudalen Wirtschaft wie ein unabwendbares Schicksal fest und klar bestimmte.

Heute kennen wir keine Herren und Sklaven, keine Feudalbarone und Leibeigenen. Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetz haben formell alle despotischen Verhältnisse beseitigt, wenigstens in den alten bürgerlichen Staaten; in den Kolonien wird ja – wie bekannt – von diesen Staaten selbst Sklaverei und Leibeigenschaft häufig genug erst eingeführt. Wo jedoch die Bourgeoisie zu Hause ist, da herrscht als alleiniges Gesetz über den Wirtschaftsverhältnissen die freie Konkurrenz. Damit ist aber jeglicher Plan, jegliche Organisation aus der Wirtschaft verschwunden. Freilich, blicken wir in einen einzelnen Privatbetrieb, in eine moderne Fabrik oder einen gewaltigen Komplex von Fabriken und Werken, wie bei Krupp, in eine landwirtschaftliche Bonanzafarm in Nordamerika, so finden wir dort die strengste Organisation, die weitgehendste Arbeitsteilung,

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[1] In der Quelle: 15. Jahrhundert.

[2] Der Große Deutsche Bauernkrieg (1524–1525/26) war der Höhepunkt der frühbürgerlichen Revolution in Deutschland. Bauern und Plebejer traten revolutionär gegen die bestehenden feudalen Verhältnisse auf. Ohne einheitliche Führung, in ihrem Auftreten lokal zersplittert, in einen gemäßigten und einen radikalen Flügel aufgespalten, erlitten die Aufständischen eine Niederlage.