Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 565

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dige Hausgeräte: irdenes und hölzernes Geschirr, Feuerhaken, Kessel und dergleichen.“[1]

Heute noch gibt es solche Bauernwirtschaften in Bosnien und Herzegowina, in Serbien, in Dalmatien. Wollten wir einem solchen selbstwirtschaftenden Bauern von Hochschottland oder von Rußland, von Bosnien oder Serbien die üblichen professoralen Fragen der Nationalökonomie nach dem „Wirtschaftszweck“, der „Entstehung und Verteilung des Reichtums“ und dergleichen vorlegen, so würde er sicher große Augen machen. Weshalb und zu welchem Zwecke ich und meine Familie arbeiten oder, wie sie sich gelehrt ausdrücken: welche „Triebfedern“ uns zum „Wirtschaften“ bewegen? würde er ausrufen: Nun, wir müssen doch leben, und gebratene Tauben fliegen uns nicht in den Mund. Wenn wir nicht arbeiten würden, dann müßten wir Hungers sterben. Wir arbeiten also, um uns durchzuschlagen, um uns satt zu essen, sauber zu kleiden und ein Dach über dem Kopfe zu haben. Was wir produzieren, „welche Richtung“ wir unserer Arbeit geben? Wieder eine recht einfältige Frage! Wir produzieren, was wir brauchen, was jede Bauernfamilie zum Leben benötigt. Wir bauen Weizen und Roggen, Hafer und Gerste, setzen Kartoffeln, wir halten je nachdem Kühe und Schafe, Hühner und Enten. Im Winter wird gesponnen, was Sache der Weiber ist, wir Männer aber machen mit Axt, Säge und Hammer zurecht, was für das Hauswesen nötig. Nennen Sie das meinetwegen „Landwirtschaft“ oder „Gewerbe“, jedenfalls müssen wir ein wenig von allem treiben, weil man allerlei im Hause und im Felde braucht. Wie wir diese Arbeiten „teilen“? Noch eine merkwürdige Frage! Die Männer machen selbstverständlich, was die männliche Kraft erfordert, die Frauen besorgen das Haus, die Kühe und den Hühnerhof, die Kinder helfen bei dem und jenem. Oder meinen Sie, ich sollte die Frau zum Holzfällen schicken und selbst die Kuh melken? (Der gute Mann weiß nicht – fügen wir unsererseits hinzu –, daß es bei vielen primitiven Völkern, zum Beispiel bei den brasilianischen Indianern, gerade die Frau ist, die in den Wald Holz sammeln, Wurzeln graben und Früchte pflücken geht, während bei den Hirtenvölkern in Afrika und Asien wiederum die Männer das Vieh nicht bloß warten, sondern auch melken. Auch kann man heute noch in Dalmatien die Frau schwere Lasten auf dem Rücken schleppen sehen, während der bärenstarke Mann daneben, behäbig auf dem Esel reitend, seine Pfeife schmaucht. Diese „Arbeitsteilung“ erscheint alsdann

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[1] Nikolal Sieber: David Ricardo und Karl Marx, Moskau 1879, S. 480. [N. J. Siber: Dawid Rikardo i Karl Marks w ich obstschestwenno – ekonomitscheskich issledowanijach. In: Isbrannyje ekonomitscheskije proiswedenija w dwuch tomach, Bd. 1, Moskau 1959. S. 448 f.] – [Fußnote im Original]