Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 520

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ten aufräumt und die Existenzbedingungen aller arbeitenden Schichten herabdrückt, um so mehr verwandelt sich die Tagesgeschichte der Kapitalakkumulation auf der Weltbühne in eine fortlaufende Kette politischer und sozialer Katastrophen und Konvulsionen, die zusammen mit den periodischen wirtschaftlichen Katastrophen in Gestalt der Krisen die Fortsetzung der Akkumulation zur Unmöglichkeit, die Rebellion der internationalen Arbeiterklasse gegen die Kapitalsherrschaft zur Notwendigkeit machen werden, selbst ehe sie noch ökonomisch auf ihre natürliche selbstgeschaffene Schranke gestoßen ist.“ (l. c., S. 445.)[1]

Hier wie sonst in der Geschichte tut die Theorie ihren vollen Dienst, wenn sie uns die Tendenz der Entwicklung zeigt, den logischen Schlußpunkt, auf den sie objektiv hinsteuert. Dieser selbst kann sowenig erreicht werden, wie irgendeine frühere Periode der geschichtlichen Entwicklung bis zu ihrer letzten Konsequenz sich abwickeln konnte. Er braucht um so weniger erreicht werden, je mehr das gesellschaftliche Bewußtsein, diesmal im sozialistischen Proletariat verkörpert, als aktiver Faktor in das blinde Spiel der Kräfte eingreift. Und für dieses Bewußtsein bietet die richtige Auffassung der Marxschen Theorie auch in diesem Falle die befruchtendsten Anregungen und den kräftigsten Ansporn.

Der heutige Imperialismus ist nicht, wie im Bauerschen Schema, der erste Auftakt zur Expansion des Kapitals, sondern nur der letzte Abschnitt seines geschichtlichen Expansionsprozesses: Er ist die Periode der allgemeinen verschärften Weltkonkurrenz der kapitalistischen Staaten um die letzten Reste des nichtkapitalistischen Milieus der Erde. Die ökonomische und politische Katastrophe ist in dieser Schlußphase ebenso Lebenselement, normale Daseinsform des Kapitals, wie sie es in der „primitiven Akkumulation“ seiner Entstehungsphase war. Wie die Entdeckung Amerikas und des Seewegs nach Indien nicht bloß eine prometheische Leistung des menschlichen Geistes und der Kultur war, als welches sie in der liberalen Legende erscheint, sondern, unzertrennlich davon, eine Serie herodischer Massenmorde an den primitiven Völkern der Neuen Welt und grandiosen Sklavenhandels mit den Völkern Afrikas und Asiens, so ist in der imperialistischen Schlußphase die wirtschaftliche Expansion des Kapitals unzertrennlich von der Serie Kolonialeroberungen und Weltkriege, die wir erleben. Das Kennzeichen des Imperialismus als des letzten Konkurrenzkampfes um die kapitalistische Weltherrschaft ist nicht bloß die besondere Energie und Allseitigkeit der Expansion, sondern – dies das spezifische Anzeichen, daß der Kreis der Entwicklung sich zu

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[1] Siehe S. 410 f.