sens noch kein Sterblicher bestritten, sondern ob sie ausreichende Bedingung ist. Marx sagt: Die Akkumulation kann ohne wachsende Arbeiterbevölkerung nicht stattfinden. Bauer verkehrt das dahin: Damit Akkumulation stattfindet, genügt es, daß die Arbeiterbevölkerung wächst. Bei Marx ist die Akkumulation hier vorausgesetzt, die Möglichkeit des Absatzes ohne Schwierigkeiten gegeben; was er untersucht, sind die Formen, wie diese Akkumulation vor sich geht; und da findet er, daß unter anderem Arbeitervermehrung ein notwendiges Moment der Akkumulation sei. Bei Bauer ist die Arbeitervermehrung das Gegebene, wonach und wofür die Produktionserweiterung, ohne sich weiter um den Markt zu kümmern, vonstatten geht! Also genau dieselbe Verkehrung des Marxschen Gedankens in sein Gegenteil, wie bei dem klassischen Zeugnis aus dem dritten Bande des „Kapitals“.
Indes vielleicht lesen wir aus dem Zitat von Marx zu viel heraus? Vielleicht war Bauer in der Lage, Marx’ Worte in seinem Sinne zu deuten oder, sagen wir: zu mißdeuten? Und doch – es ist ein wahres Rätsel, wie jemand Marx in diesem Punkte mißverstehen kann, vorausgesetzt, daß er das Kapitel, aus dem Bauer den Satz zitiert, wirklich gelesen hat. Denn einige Seiten weiter präzisiert Marx selbst den Grundgedanken und das eigentliche Problem seiner Analyse mit folgenden klaren Worten:
„Die Frage ist jetzt so zu formulieren: Allgemeine Akkumulation vorausgesetzt (hervorgehoben bei Marx – R. L.), d. h. vorausgesetzt, daß in allen trades das Kapital mehr oder minder akkumuliert, was in fact Bedingung der kapitalistischen Produktion ... – was sind die Bedingungen dieser allgemeinen Akkumulation, worin löst sie sich auf?“ Und er antwortet: Diese Bedingungen seien, daß mit einem Teile des Geldkapitals Arbeitskraft gekauft werde, mit dem anderen Produktionsmittel. (l. c., S. 250, 1.) [Karl Marx: Theorien über den Mehrwert, Zweiter Teil. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 26.2, S. 483.]
Und gleichsam um jeden Zweifel zu beseitigen, als hätte er seinen „sachverständigen“ Schüler vorausgeahnt, fügt er hinzu: „Wir gehn hier gar nicht ein auf den Fall, daß mehr Kapital akkumuliert ist, als in der Produktion unterzubringen, z. B. in Form von Geld, [das] brach bei Bankiers liegt. Daher das Ausleihen ins Ausland etc., kurz die Investierungsspekulation. Ebensowenig betrachten wir den Fall, wo es unmöglich, die Masse der produzierten Waren zu verkaufen, Krisen etc. Dieses gehört in den Abschnitt der Konkurrenz. Wir haben hier nur die Formen des Kapitals in den verschiednen Phasen seines Prozesses zu untersuchen, wobei immer unterstellt, daß die Waren zu ihrem Wert verkauft werden.“ (l. c., S. 252,