Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 501

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enthalten? Nun, auch hier hat Bauer nur eine Rosine aus dem Kuchen herausgeklaubt. Der ganze Passus lautet etwas anders.

Marx untersucht hier die Bedingungen der „Verwandlung von Revenue in Kapital“, d. h. der produktiven Anlegung von Mehrwert. Er setzt auseinander, dies könne nur so bewerkstelligt werden, daß die neue zuschüssige Kapitalsportion zu einem – und zwar größeren – Teile in konstantes, zu einem geringeren in variables verwandelt werden müsse. „Zunächst ist also ein Teil des Mehrwerts (und des ihm in Lebensmitteln entsprechenden surplus produce) in variables Kapital zu verwandeln; d. h„ neue Arbeit ist damit zu kaufen. Dies nur möglich, wenn die Zahl der Arbeiter wächst oder wenn die Arbeitszeit, während der sie arbeiten, verlängert wird.“[1] [Hervorhebung – R. L.] Letzteres tritt ein, wenn früher nur zum Teil beschäftigte Proletarier voll beschäftigt werden oder wenn der Arbeitstag über das normale Maß verlängert wird. Ferner kommen in Betracht Schichten des Proletariats, die bis dahin nicht produktiv arbeiteten: Weiber, Kinder, Paupers. „Endlich“, sagt Marx, „durch absolutes Wachstum der Arbeiterbevölkerung mit dem Wachstum der allgemeinen Bevölkerung. Soll die Akkumulation ein stetiger, fortlaufender Prozeß sein, so dies absolute Wachstum der Bevölkerung (obgleich sie relativ gegen das angewandte Kapital abnimmt) Bedingung.“ Und nun folgt das von Bauer herausgerissene Sätzchen: „Vermehrung der Bevölkerung erscheint als Grundlage der Akkumulation als eines stetigen Prozesses.“[2] [Hervorhebung – R. L.]

So Marx auf derselben Seite der „Theorien über den Mehrwert“, die Bauer gleichsam als klassisches Zeugnis für seinen „Mechanismus“ ins Feld führt! Wenn der Leser irgend etwas aus der angeführten Stelle auf den ersten Blick erkennen muß, so ist es der folgende Gedankengang von Marx:

Wenn die Akkumulation, d. h. Erweiterung der Produktion, stattfinden soll, dann sind dazu auch zuschüssige Arbeitskräfte nötig. Ohne eine wachsende Arbeiterbevölkerung kann also keine stetige Produktionserweiterung stattfinden. Das versteht übrigens der einfachste Arbeiter. In diesem Sinne also nur erscheint „Vermehrung der Bevölkerung als Grundlage der Akkumulation“.

Die Frage war aber bei Bauer nicht, ob eine Vermehrung der Arbeiterbevölkerung zur Akkumulation erforderlich, denn das hat unseres Wis-

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[1] Karl Marx: Theorien über den Mehrwert, Zweiter Teil. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Bd. 26.2, S. 478.

[2] Karl Marx: Theorien über den Mehrwert, Zweiter Teil. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Bd. 26.2. S. 478.