bleibe. Zum Schluß werden wir noch Gelegenheit haben zu sehen, welcher Unterschied besteht zwischen Irrtümern eines Marx und Schnitzern seiner „sachverständigen“ Epigonen.
Aber Bauer weiß mich nicht nur zu belehren, sondern – ein gründlicher Mann, der er ist – auch noch meine Verirrung zu erklären. Er hat entdeckt, worin mein Fehler wurzelt: „Die Annahme der Genossin Luxemburg, daß der akkumulierte Mehrwert nicht realisiert werden könne, ist also falsch“, schreibt er, nachdem seine Tabellen durch die obigen Manipulationen „restlos“ zur Auflösung gelangt sind. „Wie ist es möglich, daß die Genossin Luxemburg zu dieser falschen Annahme gelangte?“ Und nun folgt die verblüffende. Erklärung:
„Wir haben angenommen, daß die Kapitalisten schon im ersten Jahre diejenigen Produktionsmittel kaufen, welche im zweiten Jahre von dem Zuwachs der Arbeiterbevölkerung in Bewegung gesetzt werden, und daß die Kapitalisten schon im ersten Jahre diejenigen Konsumtionsgûter kaufen, welche sie im zweiten Jahre an den Zuwachs der Arbeiterbevölkerung verkaufen ... Würden wir diese Annahme nicht zulassen, dann wäre die Realisierung des im ersten Jahre erzeugten Mehrwertes in diesem Jahre in der Tat unmöglich.“
Und noch einmal:
„Rosa Luxemburg glaubt, daß der akkumulierte Mehrwertteil nicht realisiert werden kann. In der Tat kann er im ersten Jahre nicht realisiert werden, wenn die stofflichen Elemente des zusätzlichen produktiven Kapitals ... erst im zweiten Jahre gekauft werden.“ (l. c., S. 866.)
Das also war des Pudels Kern. Ich wußte nicht, daß, wenn man anno 1916 eine Fabrik eröffnen und in Betrieb setzen will, man schon 1915 die dazu nötigen Bauten herstellen, Maschinen und Stoffe einkaufen und die Konsummittel für die anzustellenden Arbeiter vorrätig finden muß. Ich bildete mir ein, daß man erst einen Fabrikbetrieb eröffnet und dann die Baustelle für ihn kauft, erst die Arbeiter anstellt und dann den Roggen aussät, woraus ihr Brot gebacken werden soll! Es ist in der Tat zum Lachen – und zwar deshalb, weil solche Offenbarungen im wissenschaftlichen Organ des Marxismus aufgetischt werden.
Otto Bauer glaubt also wirklich, daß die Marxschen Formeln etwas mit „Jahren“ zu tun haben, und der Gute plagt sich auf zwei Druckseiten, um mir dies mit Hilfe dreistöckiger Formeln und lateinischer und griechischer Buchstaben zu popularisieren. Aber die Marxschen Schemata der Kapitalakkumulation haben mit Kalenderjahren gar nichts zu tun. Worauf es bei Marx ankommt, sind ökonomische Metamorphosen der Produkte und