Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 468

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in dem ein Say und ähnliche Geister kühn mit der Stange herumfuhren.

Notabene, Bauer selbst geht zuerst von dieser Voraussetzung aus. Er sagt z. B. bei der Konstruktion seiner Tabellen gleich im Beginn: „Daher muß im zweiten Jahre der Produktenwert der Konsumtionsgüterindustrie 188 000 betragen, denn nur gegen diese Wertsummen können die Konsumgüter eingetauscht werden.“ (1. c., S. 837.) Ebenso fragt er, nachdem seine Tabellen fertig und die Akkumulation losgehen soll: „Wer kauft diese Waren?“ (l. c., S. 863.) Bauer macht also selbst die Voraussetzung, daß er die Akkumulation bewerkstelligen wird, indem er die gesamte gesellschaftliche Warenmasse durch Austausch zwischen den beiden Abteilungen restlos aufbringt. Und nun zum Schluß, als ihm nach verschiedenen Austauschakten in beiden Abteilungen Warenportionen bleiben, die unmöglich ausgetauscht werden können, hilft er sich aus der Patsche in der Weise, daß er die beiden Abteilungen einander Geschenke zuschieben und die eine in die andere pfuschen läßt. So gibt Bauer hier gleich im Ausgangspunkt seiner Tabellen die eigenen Voraussetzungen und zugleich die Grundbedingung des Marxschen Schemas preis.

Und jetzt ein drittes Beispiel.

Marx entwickelt seine Schemata zur Illustrierung der Akkumulation bekanntlich unter der Annahme, daß das konstante Kapital in einem unveränderlichen Verhältnis zum variablen und daß die Mehrwertrate gleichfalls unveränderlich ist, wenn das Kapital auch fortschreitend wächst. Ich führe demgegenüber in meinem Buche unter anderem aus, daß es diese mit dem wirklichen Leben unvereinbare Annahme sei, was den glatten Fortgang der Akkumulation in den Marxschen Schemata erleichtert. Schon die Berücksichtigung des technischen Fortschritts, d. h. der stufenweisen Verschiebung im Verhältnis des konstanten zum variablen Kapital, sowie des Wachstums der Mehrwertrate – meinte ich – würde der Darstellung der Akkumulation innerhalb des Marxschen Schemas unüberwindliche Schwierigkeiten bereiten und zeigen, daß der Prozeß der kapitalistischen Akkumulation unmöglich bloß in den Wechselbeziehungen rein kapitalistischer Industrie eingesperrt werden könne.[1]

Nun zieht Otto Bauer im Unterschied von Marx bei seinen Tabellen den technischen Fortschritt wohl in Betracht und trägt ihm in der ausdrücklichen Weise Rechnung, daß er das konstante Kapital von Jahr zu Jahr zweimal rascher wachsen läßt als das variable. Ja, in seinen weiteren Ausführungen weist er dem technischen Fortschritt die entscheidende Rolle im

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[1] Siehe S. 279–316.