Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 463

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leicht die Gelegenheit, auf die einfachste Weise den unverdaulichen Rest jener Abteilung loszuwerden? Aber nein, das alles ist schon berücksichtigt und geschehen. Die Vergrößerung der Abteilung II ist „planmäßig“, nämlich nach dem von Bauer selbst ersonnenen Plan, vollzogen. Dort ist kein Nagel mehr unterzubringen. Und doch bleibt nach alledem in der ersten Abteilung ein Rest von 4666! Was machen wir nun mit dem Pfand in unserer Hand? „Wo finden sie ihren Absatz?“ fragt Bauer. (l. c., S. 863.) Und da passiert folgendes:

„Die Kapitalisten der Konsumtionsgüterindustrien übertragen einen Teil des im ersten Jahre akkumulierten Mehrwertes in die Produktionsmittelindustrien: sei es, daß sie selbst Fabriken gründen, in denen Produktionsmittel erzeugt werden; sei es, daß sie einen Teil des von ihnen akkumulierten Mehrwertes durch Vermittlung der Banken den Kapitalisten der Produktionsmittelindustrien zur Verwendung übertragen, sei es, daß sie Aktien von Gesellschaften kaufen, die Produktionsmittel erzeugen ... Die Produktionsmittelindustrien verkaufen daher Waren im Werte von 4666 an jenes Kapital, das in der Konsumtionsgüterindustrie akkumuliert wurde, aber in der Produktionsmittelindustrie angelegt wird. Die Kapitalisten der Konsumtionsgüterindustrien kaufen also neben Produktionsmitteln im Werte von 85 334 (die ihren eigenen Bedarf vollauf decken – R. L.) ... auch noch Produktionsmittel im Werte von 4666, die zur Erzeugung von Produktionsmitteln bestimmt sind.“ (l. c., S. 863.)

Das also die Lösung: Die erste Abteilung verkauft den unverdaulichen Rest von 4666 an die zweite Abteilung, diese aber verwendet ihn nicht bei sich, sondern „überträgt ihn“ – zurück in die erste Abteilung und verwendet ihn hier zur abermaligen Erweiterung des konstanten Kapitals I.

Wiederum haben wir uns hier nicht mit der ökonomischen Tatsache der Bauerschen „Übertragungen“ von Mehrwert aus Abteilung II in die Abteilung I näher zu befassen. Hier folgen wir Bauer blindlings durch Höhen und Tiefen und wollen nur eins beachten: ob es bei diesen seinen eigenen, frei gewählten Operationen redlich und sauber zugeht, ob Bauer seine eigenen Voraussetzungen einhält.

Die Kapitalisten I „verkaufen“ also ihren Warenrest 4666 an die Kapitalisten II. und diese „kaufen“ ihn, indem sie „einen Teil des von ihnen akkumulierten Mehrwerts“ in die Abteilung I übertragen. Aber halt! Womit „kaufen“ sie ihn? Wo ist der „Teil des Mehrwerts“, mit dem der Kauf bezahlt wird? In der Bauerschen Tabelle ist keine Spur davon vorhanden! Die ganze Warenmasse der Abteilung II ist bereits draufgegangen für die Konsumtion der Kapitalistenklasse beider Abteilungen sowie für die Er-

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