Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 457

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was für eine kleine Person wie ich auch schon eine nette Leistung wäre.

Nach Eckstein zeigen die Marxschen Schemata einmal, „wie groß tatsächlich das gesellschaftliche Bedürfnis“, sie zeigen „die Möglichkeit des Gleichgewichts“, von dem die kapitalistische Wirklichkeit aber „sich sehr wesentlich entfernt“, weil sie vom Streben nach Profit beherrscht wird, woraus Krisen entstehen; gleich in der nächsten Spalte „entspricht die Darstellung dem Marxschen Schema, aber auch der Wirklichkeit“, denn das Schema zeigt gerade, „wie dieser Profit für die Kapitalisten realisiert wird“. (Vorwärts vom 16. Februar 1913, Beilage.) Nach Pannekoek gibt es gar keinen Gleichgewichtszustand, sondern bloß blauen Luftraum: „Der Umfang der Produktion ist mit einem gewichtslosen Ding zu vergleichen ..„ das in jeder Lage schweben kann. Für den Umfang der Produktion gibt es keine Gleichgewichtslage, zu der er bei Abweichungen zurückgezogen wird ..„ der industrielle Zyklus ist kein Schwanken um irgendeine Mittellage, die durch irgendein Bedürfnis gegeben wird.“ (Theoretisches zur Ursache der Krisen. In: Neue Zeit, 1913, Nr. 22, S. 783, 792.) Nach Bauer bedeuten die Marxschen Schemata, deren wahren Sinn er endlich entziffert hat, nichts anderes als die Bewegung der kapitalistischen Produktion in ihrer Anpassung an das Wachstum der Bevölkerung.

Eckstein und Hilferding glauben an die objektive ökonomische Möglichkeit der schrankenlosen Akkumulation: „Und wer die Produkte kauft, das zeigen eben die Schemata“ (Eckstein), die sich ja auf dem Papier ins unendliche fortführen lassen. Das Pannekoeksche „gewichtslose Ding“ kann erst recht, wie er selbst sagt, „in jeder Lage schweben“. Hilferding zufolge, „läßt sich jede Ausdehnung der Produktion als möglich zeigen, die überhaupt bei den vorhandenen Produktivkräften stattfinden kann“, da, wie die Schemata zeigen, mit der Produktion auch der Absatz automatisch steigt. Nach Bauer können nur „die Apologeten des Kapitals die Schrankenlosigkeit der Akkumulation erweisen“ und behaupten wollen, „mit der Produktion steige automatisch auch die Konsumtionskraft“! (Neue Zeit, 1913, Nr. 24, S. 873.)

Wie steht’s nun? Was meinen schließlich die Herren „Sachverständigen“? Gab es bei Marx ein Problem der Akkumulation, welches wir bloß bisher allesamt nicht bemerkt hatten, oder ist das Problem immer noch, auch nach seiner neuesten Lösung durch Otto Bauer, bloß eine Ausgeburt meiner „gänzlichen Unfähigkeit, mit den Marxschen Schemata zu arbeiten“, wie der „Vorwärts“-Rezensent sagte? Sind die Marxschen Schemata endgültige Wahrheiten letzter Instanz, unfehlbares Dogma, oder sind sie

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