Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 443

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wird gar nicht wachsen, die Produktionserweiterung gar nicht stattfinden können, da für sie kapitalistisch schon beim ersten Schritt die Umwandlung in Geld, die allseitige Realisierung des Profits Vorbedingung ist. A kann an B, B an C und C wieder an A und B nur in dem Falle steigende Warenmassen verkaufen und Profit realisieren, wenn wenigstens einer von ihnen schließlich außerhalb des geschlossenen Kreises Absatz findet. Ist dies nicht der Fall, dann wird das Karussell schon nach ein paar Umdrehungen kreischend zum Stillstand kommen.

Von hier aus würdige man nun die Gedankentiefe meiner „sachverständigen“ Kritiker, wenn sie mir zurufen:

„Wenn also die Genossin Luxemburg fortfährt: ,Wir drehen uns offenbar im Kreise. Lediglich deshalb mehr Konsummittel herstellen, um mehr Arbeiter erhalten zu können, und lediglich deshalb mehr Produktionsmittel herstellen, um jenes Mehr an Arbeitern zu beschäftigen, ist vom kapitalistischen Standpunkt eine Absurdität!‘ – so ist schwer zu ergründen, wie diese Worte auf die Marxschen Schemata angewendet werden sollen. Der Zweck der kapitalistischen Produktion ist der Profit, und dieser ergibt sich aus dem geschilderten Vorgang für die Kapitalisten, dieser ist daher vom kapitalistischen Standpunkt nichts weniger als eine Absurdität, er ist vielmehr gerade von diesem Standpunkt die Verkörperung der Vernunft, d. h. des Profitstrebens.“ (G. Eckstein, „Vorwärts“-Rezension vom 16. Februar 1913, Beilage.)

Es ist in der Tat „schwer zu ergründen“, was hier größer ist: die naiv eingestandene völlige Unfähigkeit, sich in die Marxsche Grundtheorie des gesellschaftlichen Gesamtkapitals im Unterschied vom Einzelkapital hineinzudenken, oder die völlige Verständnislosigkeit für die von mir gestellte Frage. Ich sage: Das Produzieren in immer größerem Umfange um des Produzierens willen sei vom kapitalistischen Standpunkt eine Absurdität, weil dabei – unter den Voraussetzungen, an die sich die „Sachverständigen“ klammern – für die Gesamtklasse der Kapitalisten unmöglich Profit realisiert, also auch akkumuliert werden könne. Darauf antwortet man mir: Das ist doch aber gar nicht absurd, denn dabei wird ja Profit akkumuliert! Und woher wissen Sie das, Sachverständiger? Nun, daß Profit in Wirklichkeit akkumuliert wird, das „ergibt sich“ eben – aus den mathematischen Schemata! Aus jenen Schemata, in denen wir souverän mit Tinte auf Papier Zahlenreihen unter Zahlenreihen hinschreiben, mit denen mathematische Operationen tadellos verlaufen und in denen – vom Geldkapital ganz abgesehen wird!

Es ist klar: Jede Kritik muß an dieser robusten „Sachverständigkeit“

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