Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 402

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auf einen geringeren Anteil am Gesamtprodukt gibt. Daraus ergibt sich, daß bei der Reproduktion des Gesamtkapitals nunmehr eine geringere Menge Lebensmittel produziert werden wird, als es der Wertgröße des variablen Kapitals entspricht, da sich ja das Wertverhältnis zwischen dem variablen Kapital und der Menge Lebensmittel, worin es realisiert wird, selbst verändert hat; die Höhe der indirekten Besteuerung äußert sich in der Preiserhöhung der Lebensmittel, während der Geldausdruck der Arbeitskraft nach unserer Voraussetzung unverändert bleibt oder sich nicht im Verhältnis zur Preiserhöhung der Lebensmittel verändert.

Nach welcher Richtung wird nun die Verschiebung in den sachlichen Verhältnissen der Reproduktion stattfinden? Durch die relative Verringerung der zur Erneuerung der Arbeitskraft erforderlichen Menge Lebensmittel wird eine entsprechende Menge konstantes Kapital und lebendige Arbeit frei. Dieses konstante Kapital und diese lebendige Arbeit können für anderweitige Produktion verwendet werden, sofern sich ein neuer zahlungsfähiger Bedarf in der Gesellschaft findet. Den neuen Bedarf stellt aber nunmehr der Staat mit dem von ihm vermöge der Steuergesetzgebung angeeigneten Teil der Kaufkraft der Arbeiterklasse dar. Der Bedarf des Staates richtet sich aber diesmal nicht auf Lebensmittel (von dem gleichfalls aus Steuern gedeckten Bedarf an Lebensmitteln zur Erhaltung der Staatsbeamten sehen wir hier nach allem früher sub „dritte Personen“ Behandelten ab), sondern auf eine spezifische Produktenart, auf Kriegsmittel des Militarismus zu Lande und zu Wasser.

Um uns die Verschiebungen, die sich dabei in der gesellschaftlichen Reproduktion ergeben, näher anzusehen, nehmen wir wieder als Beispiel das zweite Marxsche Schema der Akkumulation:

I.5 000 c + 1 000 v + 1 000 m = 7 000 Produktionsmittel.

II.1 430 c + 285 v + 285 m = 2 000 Konsumtionsmittel.

Nehmen wir nun an, durch die indirekten Steuern und die dadurch erzeugte Teuerung der Lebensmittel werde der Reallohn, d. h. die Konsumtion der Arbeiterklasse, im ganzen um den Wertbetrag von 100 verringert. Die Arbeiter bekommen also nach wie vor 1000 v + 285 y = 1285 v in Geld, erlangen aber dafür in Wirklichkeit Lebensmittel nur im Werte von 1185. Die Geldsumme von 100, die dem Preisaufschlag der Lebensmittel gleicht, gelangt als Steuer an den Staat. Dieser hat außerdem von den Bauern usw. an Steuern für Militärrüstzeug, sagen wir, 150 in der Hand, zusammen 250. Diese 250 stellen eine neue Nachfrage, und zwar nach Kriegsmittel dar. Uns gehen jedoch vorläufig nur die 100, die aus Arbeits-

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