Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 401

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system in der Hand des Staates konzentrierten Mittel zur Produktion von Kriegsmitteln verwendet werden.

Auf der Basis der indirekten Besteuerung und Hochschutzzölle werden die Kosten des Militarismus in der Hauptsache bestritten durch die Arbeiterklasse und das Bauerntum. Beide Steuerquoten sind gesondert zu betrachten. Was die Arbeiterklasse betrifft, so läuft das Geschäft ökonomisch auf das Folgende hinaus. Vorausgesetzt, daß eine Erhöhung der Löhne bis zum Ausgleich der Lebensmittelverteuerung nicht stattfindet – was gegenwärtig für die große Masse der Arbeiterklasse zutrifft und was selbst für die gewerkschaftlich organisierte Minderheit durch den Druck der Kartelle und Unternehmerorganisationen in hohem Grade bewirkt wird[1] –, so bedeutet die indirekte Besteuerung die Übertragung eines Teils der Kaufkraft der Arbeiterklasse auf den Staat. Das variable Kapital als Geldkapital von einer bestimmten Größe dient nach wie vor dazu, die entsprechende Menge lebendige Arbeit in Bewegung zu setzen, also das entsprechende konstante Kapital zu Produktionszwecken zu benutzen und die entsprechende Menge Mehrwert zu produzieren. Nachdem diese Zirkulation des Kapitals vollzogen, geht eine Teilung zwischen der Arbeiterklasse und dem Staate vor sich: Ein Teil der von ihr im Austausch gegen die Arbeitskraft erhaltenen Geldmenge wird an den Staat abgeführt. Während das ganze frühere variable Kapital in seiner Sachgestalt als Arbeitskraft vom Kapital angeeignet wird, bleibt von der Geldform des variablen Kapitals nur ein Teil in der Hand der Arbeiterklasse, während ein anderer Teil in den Besitz des Staates gelangt. Die Transaktion geht jedesmal nach vollzogener Kapitalzirkulation zwischen Kapital und Arbeit vor sich, sozusagen hinter dem Rücken des Kapitals, sie berührt unmittelbar in nichts diesen fundamentalen Teil der Kapitalzirkulation und Mehrwertproduktion und geht sie zunächst nichts an. Wohl aber berührt sie die Bedingungen der Reproduktion des Gesamtkapitals. Die Übertragung eines Teils der Kaufkraft der Arbeiterklasse auf den Staat bedeutet, daß der Anteil der Arbeiterklasse an der Konsumtion der Lebensmittel in demselben Maße geringer geworden ist. Für das Gesamtkapital ist dies identisch mit der Tatsache, daß es bei der gleichen Größe des variablen Kapitals (als Geldkapital und als Arbeitskraft) und gleicher Masse angeeigneten Mehrwerts eine geringere Menge Lebensmittel zur Erhaltung der Arbeiterklasse produzieren muß, ihr tatsächlich eine Anweisung

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[1] Die Behandlung der Kartelle und Trusts als einer spezifischen Erscheinung der imperialistischen Phase auf dem Boden des inneren Konkurrenzkampfes zwischen einzelnen Kapitalgruppen um die Monopolisierung der vorhandenen Akkumulationsgebiete und um die Verteilung des Profits liegt außerhalb des Rahmens dieser Arbeit. – [Fußnote im Original]