Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 388

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Hier tritt die Grundlage der Akkumulation ganz klar zutage. Das deutsche Kapital baut in der asiatischen Türkei Eisenbahnen, Häfen, Bewässerungsanlagen. Es preßt bei all diesen Unternehmungen aus den Asiaten, die es als Arbeitskraft verwendet, neuen Mehrwert aus. Dieser Mehrwert muß aber mitsamt den in der Produktion verwendeten Produktionsmitteln aus Deutschland (Eisenbahnmaterial, Maschinen usw.) realisiert werden. Wer hilft sie realisieren? Zum Teil der durch die Eisenbahnen, Hafenanlagen usw. hervorgerufene Warenverkehr, der inmitten der naturalwirtschaftlichen Verhältnisse Kleinasiens großgezogen wird. Zum Teil, sofern der Warenverkehr für die Realisierungsbedürfnisse des Kapitals nicht rasch genug wächst, werden Naturaleinkünfte der Bevölkerung vermittels der Staatsmaschinerie gewaltsam in Ware verwandelt, zu Geld gemacht und zur Realisierung des Kapitals samt Mehrwert verwendet. Das ist der Sinn der „Kilometergarantie“ für Bruttoeinnahmen bei selbständigen Unternehmungen des fremden Kapitals sowie der Pfandbürgschaften bei Anleihen. Die in beiden Fällen in unendlichen Variationen verpfändeten sogenannten „Zehnten“ (Üschür) sind Naturalabgaben der türkischen Bauern, die nach und nach ungefähr auf 12 bis 121/2 Prozent erhöht worden sind. Der Bauer in den asiatischen Wilajets muß „Zehnten“ zahlen, weil sie ihm sonst mit Hilfe der Gendarmen und der Staats- und Ortsbeamten einfach abgepreßt werden. Die „Zehnten“, die hier selbst eine uralte Außerung der auf Naturalwirtschaft gegründeten asiatischen Despotie sind, werden von der türkischen Regierung nicht direkt, sondern

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