Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 350

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der von den Gemetzeln der 40 Indianerkriege[1] noch verschont geblieben war – wie lästiger Plunder weggeräumt, wie Büffelherden nach dem Westen getrieben, um hier wie das Wild im Gatter der „Reservationen“ eingepfercht zu werden. Der Indianer mußte dem Farmer weichen; jetzt kam die Reihe an den Farmer, der dem Kapital weichen mußte und selbst jenseits des Mississippi geschoben wurde.

Den Eisenbahnen nach zog der amerikanische Farmer nach dem Westen und Nordwesten in das gelobte Land, das ihm die Agenten der großen Bodenspekulanten vorgaukelten. Aber die fruchtbarsten, bestgelegenen Ländereien wurden von den Gesellschaften zu großen rein kapitalistisch betriebenen Wirtschaften verwendet. Neben dem in die Wildnis geschleppten Farmer erstand als seine gefährliche Konkurrentin und Todfeindin die „Bonanzafarm“, der großkapitalistische Landwirtschaftsbetrieb, wie er bis dahin in der Alten und Neuen Welt unbekannt war. Hier wurde die Mehrwertproduktion mit allen Hilfsmitteln der modernen Wissenschaft und Technik betrieben. „Olivier Dalrymple, dessen Name heute auf beiden Seiten des Atlantischen Ozeans bekannt ist“, schrieb Lafargue 1885, „kann als der beste Repräsentant der Finanzlandwirtschaft betrachtet werden. Seit 1874 leitet er gleichzeitig eine Dampferlinie auf dem Roten Flusse und sechs Farmen, die einer Gesellschaft von Finanzleuten gehören, mit einem Gesamtumfang von 30 000 Hektar. Er teilte dieselben in Abteilungen von je 800 Hektar, deren jede wieder in drei Unterabteilungen von je 267 Hektar zerfiel. Diese stehen unter Werkführern und Unterwerkführern. Auf jeder Sektion sind Baracken errichtet, in denen sich Unterkunft für fünfzig Menschen und Ställe für ebensoviel Pferde und Maultiere befinden, sowie Küchen, Magazine für Lebensmittel für Menschen und Vieh, Schuppen zum Unterbringen der Maschinen, endlich Schmiede- und Schlosserwerkstätten. Jede Sektion hat ihr vollständiges Inventar: 20 Paar Pferde, 8 Doppelpflüge, 12 Sämaschinen, die vom Pferde aus dirigiert werden, 12 Eggen mit Stahlzähnen, 12 Schneide- und Garbenbindemaschinen, 2 Dreschmaschinen und 16 Wagen; alle Maßregeln sind getroffen, daß Maschinen und Arbeitstiere (Menschen, Pferde, Maultiere) in gutem Zustand und fähig sind, die größtmögliche Summe von Arbeit zu leisten. Alle Sektionen stehen untereinander und mit der Zentralleitung in telephonischer Verbindung.

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[1] Die Gesamtzahl der Indianer im Gebiet der USA um 1500 wird auf etwa 1 Million geschätzt. 1887 wurden nur noch 243 000 gezählt. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts waren die Indianer bis an die Alleghenies heran verdrängt oder ausgerottet. Das Territorium der TTSA wuchs zwischen 1790 und 1860 von 867 980 auf 2 973 965 Quadratmeilen, dabei erreichte die Vertreibung und Ausrottung der Urbevölkerung ihren Höhepunkt.