Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 35

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selben, und oft der größte, ist vor allem zur Wiedererstattung eines Kapitals oder zur Erneuerung der einem Kapital entzogenen Nahrungsmittel, Rohstoffe und angefertigter Waren bestimmt und der andere zur Herstellung eines Einkommens entweder für den Eigner dieses Kapitals als dessen Gewinn oder für irgendeinen anderen als dessen Bodenrente.“[1]

„Das Bruttoeinkommen aller Bewohner eines großen Landes umfaßt den gesamten Jahresertrag ihres Bodens und ihrer Arbeit und ihr Nettoeinkommen das, was hiervon nach Abzug der Unterhaltungskosten zuerst ihres festliegenden (fixen) und dann ihres umlaufenden Kapitals übrigbleibt, oder das, was sie ohne Beeinträchtigung ihres Kapitals ihrem für unmittelbaren Verbrauch vorbehaltenen Vermögen zuwenden, auf ihren Unterhalt, ihre Annehmlichkeiten und Genüsse ausgeben können. Ihr wirklicher Reichtum steht ebenfalls nicht im Verhältnis zu ihrem Brutto-, sondern zu ihrem Nettoeinkommen.“[2]

Hier erscheinen die Begriffe des Gesamtkapitals und Einkommens in einer allgemeinen und strengeren Fassung als im „Tableau économique“: das gesellschaftliche Einkommen losgelöst von der einseitigen Verknüpfung mit der Landwirtschaft, das Kapital in seinen beiden Formen, des fixen und zirkulierenden, verbreitert zur Grundlage der gesamten gesellschaftlichen Produktion. Statt der irreführenden Unterscheidung der beiden Produktionsabteilungen, der Landwirtschaft und der Manufaktur, sind hier in den Vordergrund geschoben andere Kategorien von funktioneller Bedeutung: die Unterscheidung von Kapital und Einkommen, ferner die Unterscheidung von fixem und zirkulierendem Kapital. Von hier aus schreitet Smith fort zur Analyse des gegenseitigen Verhältnisses und der Verwandlungen dieser Kategorien in ihrer gesellschaftlichen Bewegung: in der Produktion und Zirkulation, d. h. im Reproduktionsprozeß der Gesellschaft. Er hebt hier einen radikalen Unterschied zwischen dem fixen und dem zirkulierenden Kapital vom gesellschaftlichen Standpunkt hervor: „Die ganzen Unterhaltungskosten des festliegenden (soll heißen: fixen) Kapitals müssen augenscheinlich von dem Nettoeinkommen der Gesellschaft ausgeschieden werden. Weder die zur Erhaltung ihrer nutzbringenden Maschinen, Gewerbegeräte, Gebäude usw. notwendigen Roh-

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[1] I. c., Bd. I, S. 342. Freilich verwandelt Smith schon in dem darauffolgenden Satz das Kapital ganz in Löhne, in variables Kapital „That part of the annual produce of the land and labour of any country which replaces a capital, never is immediately imploycd to maintain any but productive hands. It pays the wages of productive labour only. That which is immediately destined for constituting a revenue, either as profit or as rent, may maintain indifferently either productive or unproductive hands.“ (Ausgabe MacCulloch. Bd. II, S. 98.) – [Fußnote im Original]

[2] l. c., Bd. I, S. 292. – [Fußnote im Original]